Konzert Artur Pizarro begeistert mit Virtuosität
Beim sechsten städtischen Sinfoniekonzert wurden Werke von Beethoven und William Walton gespielt.
Es war kurz nach 11 Uhr. Zuvor vergnügten sich draußen viele Besucher am herrlichen, sonnigen Frühlingswetter. Im sehr gut besuchten Großen Saal der Stadthalle waren indes die Vorhänge zugezogen. Jetzt ging auch noch die Saalbeleuchtung aus, stockdunkel war es. Nur vier Musiker auf der Chorempore wurden angestrahlt und spielten den ersten Satz aus Ludwig van Beethovens zweitem Streichquartett des sechsteiligen Zyklus Opus 18.
Danach war Schluss mit der Düsternis: Die Lampen gingen wieder an, die Vorhänge wurden beiseite geschoben, die Sonne konnte hineinstrahlen. Dieser Vorgang, im Programmheft mit „Konzertdesign“ bezeichnet, läutete das sechste städtische Sinfoniekonzert ein.
Pizarro fügte sich vorzüglich in den Orchesterklang ein
Im Programmheft wurde die Präsentation dieses Allegros damit begründet, auf den zart klingenden Anfang des vierten beethovschen Klavierkonzerts vorzubereiten. Nur haben Opus 18/2 und dieses Opus 58 inhaltlich nicht viel gemein. Der erste Streichquartettsatz ist graziös, hat einen galanten Konversationston zu Eigen. Dagegen haftet dem Anfang des Klavierkonzerts mit seinen leise bebenden Akkorden quasi ein improvisierender Charakter an.
Wie dem auch sei. Die ersten Pulte des Sinfonieorchesters Wuppertal – in diesem Fall Konzertmeister Nikolai Mintchev, Solobratscher Florian Glocker, der neue stellvertretende Solocellist Yotam Baruch – und die brillante Geigerin Iva Miletic spielten diesen Opener außerordentlich nuanciert und sehr musikantisch.
Beethovens richtungsweisendes viertes Klavierkonzert in G-Dur bildete dann den eigentlichen Konzertbeginn. Bei ihm verschmelzen erstmalig die Form des Solokonzerts mit einer sinfonischen Entwicklung. Der Solist tritt in einen Dialog mit dem Orchester oder integriert sich. Dieser Form trug Pianist Artur Pizarro aus Portugal voll Rechnung. Mal fügte er sich vorzüglich in den Orchesterklang ein, mal fand ein sehr musikalischer Austausch statt. Zudem wusste er mit einer höchst sensiblen Anschlagskultur und spielerisch leicht wirkender hoher Virtuosität zu faszinieren.
Für den begeisterten Beifall bedankte sich Pizarro mit Robert Schumanns „Widmung“ aus seinem Liedzyklus „Myrthen“ (op. 25/1) in einer Transkription für Klavier von Franz Liszt (S 566).
Anschließend ging es nach Großbritannien, wo William Walton wirkte. In Deutschland eher nur Insidern bekannt, wird in seinem Heimatland vor seinem Oeuvre der Hut gezogen. Seine erste Sinfonie aus dem Jahr 1935 ist Zeugnis seiner hohen Instrumentalkunst. Die dem Werk innewohnende emotionale Zweiteilung – zunächst dunkel, bedrohlich, stürmisch-aufgewühlt, dann stürmisch-triumphal – wird oft damit begründet, dass während der Komposition die Beziehung zu seiner Freundin in der Schweiz auseinanderging und er anschließend eine neue Liebe gefunden hat. Doch bei genauem Hinschauen sucht man ein außermusikalisches Programm vergeblich. Die Sinfonie ist absolute Musik.
Hier wie auch beim Klavierkonzert, das an wenigen Stellen etwas differenzierter hätte klingen können, lotste Generalmusikdirektorin Julia Jones die Musiker dank ihrer genauen Schlagtechnik sicher durch die Partitur dieses komplexen Werks mit seinen neuromantischen Zügen. Spannungsbögen wurden packend gestaltet, lyrische Momente im dritten Satz verständlich nachgezeichnet, mächtige Eruptionen klanggewaltig dargestellt. Nur mangelte es hin und wieder an einem nuancierten Gesamtklang, wenn Haupt-, Mittel- und Nebenstimmen nicht klar zu unterscheiden waren.
Wie so oft, wenn sich die städtischen Sinfoniker mächtig ins Zeug legen, wurden sie zu guter letzt auch an diesem Vormittag mit stehenden Ovationen gefeiert.