Bayer: Machtspiele am Klavier
Das neue Programm steht: Der Bayer-Klavierzyklus feiert Jubiläum. Seit zehn Jahren bereichert er die Szene.
Wuppertal. Seit September 2008 ist Volker Mattern Leiter der Bayer-Kultur. Zwar will er auch die kulturelle Achse zwischen den Werkstandorten Berlin und Leverkusen stärken. Als "wichtige Komponente unserer Arbeit" bezeichnet er den Klavierzyklus.
Schon seit zehn Jahren bereichert die renommierte Konzertreihe den Kulturkalender Wuppertals und ist auch im Jubiläumsjahr gespickt mit viel versprechenden Aufführungen. Die kommende Spielzeit steht unter einem gesellschaftlich relevanten Thema: Es geht um "Kunst und Macht".
Dieses Motto, so Mattern, "ist angelehnt an die Mendelssohn-Rezeption zur Zeit des Nationalsozialismus". Und da die Musikwelt ja 2009 den 200. Geburtstag dieses Komponisten ausschweifend feiert, steht er auch bei den in der Stadthalle stattfinden Konzerten im Mittelpunkt.
"Der Anteil selten gespielter Werke ist in unserem Programm groß" - dazu zählt unter anderem die vierhändige Fassung von "Ein Sommernachtstraum". Das Klavierduo Grau/Schumacher interpretiert dieses Werk, außerdem werden die beiden Musiker an diesem Abend Claude Debussys "Six Epigraphes Antiques" ebenso wie Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" spielen.
Doch nicht allein Lobgesänge auf Felix Mendelssohn-Bartholdy prägen das Klavierprogramm, auch die Werke der russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch, Rodion Schtschedrin, Igor Strawinskys und Sergej Prokofjew reflektieren das Spielzeitthema "Kunst und Macht".
Namhafte Musiker machen diese Konzertreihe überaus interessant. Die gerne als "künstlerisch seelenverwandt" bezeichneten Andreas Grau und Götz Schumacher, die seit mehr als 25 Jahren als Duo arbeiten, und den musikalischen Reigen am 14. September eröffnen, gehören ebenso dazu wie Olli Mustonen, der schwärmerisch als "der lebendige Traum eines Pianisten, der ein Niveau an Ausdrucksintensität überschritten hat, von deren Existenz andere Pianisten nichts wissen" beschrieben wird.
Olga Kern ist die einzige Frau im Reigen, mit von der Partie ist auch der erst 17-jährige Meisterschüler Kit Armstrong, und eine besondere Rolle nimmt Hardy Rittner ein. Als "außergewöhnlichen Pianisten" lobt Volker Mattern den im Rahmen des Bayer-Start-Programms geförderten Musiker, der ihn "fast vom Stuhl gehauen hätte". Von der Kritik gefeiert wurden dessen Interpretationen früher Brahms-Werke auf einem historischen Johann-Baptist-Streicher-Flügel. Auf einem solchen historischen Instrument will er auch Brahms "Sieben Fantasien op. 116" und die "Sonate für Klavier Nr. 1" im November in der Stadthalle spielen.