Biennale: Feridun Zaimoglu bevorzugt Heimatliebe statt Integration
Der Wahl-Kieler mit türkischen Wurzeln sagt, er sei selbst „eine deutsche Kartoffel“ geworden.
Wuppertal. In seinem schwarzen Outfit mit dem schweren Silberschmuck wirkt Feridun Zaimoglu irgendwie angsteinflößend. „Ich bin eher schüchtern“, stellte sich der 49-Jährige Freitagabend im Café Ada überraschend vor. Anlässlich der Literatur Biennale hatte sein Publikum Gelegenheit, diesen höflichen und klugen Autoren näher kennenzulernen.
Der Wahl-Kieler mit türkischen Wurzeln trug aus seinem aktuellen Buch „Isabel“ vor. Die Titelheldin hastet durch eine Wohnung und sinniert über den gewesenen Ex-Freund. Schauplatz ist Berlin, dort wo es arm und nicht sexy ist. Wie Kafkas „Hungerkünstler“ hat sie beschlossen, immer weniger zu werden. „Sie will in Ruhe gelassen werden“, kommentierte der Autor. Der Roman sei eine „moderne Fabel über eine junge Frau in der Großstadt, die gewissen Spielchen abschwört“.
Auf die grundsätzliche Idee hatte ihn seine in der Hauptstadt lebende Schwester gebracht. „Sie ist jünger als ich und überragt mich auf ihren High Heels um 1,5 Köpfe“, erfuhr das Auditorium. Vor allem aber, wie Zaimoglu es selbst erlebte, wie „hochtalentierte Frauen in Berlin immer wieder auf der Strecke blieben“.
Genau wie er sei Isabel eine „deutsche Kartoffel geworden“. „Mit Integration kann ich nichts anfangen. Ich mag das alte, schöne Wort Heimatliebe, ich liebe Deutschland“, sagte er auf eine Frage der Moderatorin Diana Zulfoghari zum Thema „Europa“. „Früher gab es den Kosmopoliten, aber der Begriff gefiel mir nicht. Und die Leute mochte ich nicht, die waren so seltsam streitsüchtig und für sie war ich der kleine Stinker.“
Zur Erheiterung seines Vaters ist er inzwischen außerstande, seinen eigenen Nachnamen richtig auszusprechen („ich kann das türkische Dehnungs-O nicht mehr“), sogenannte Hipster hält er für geschädigte Leute und Gartenzwerge mag er, weil sie „so schön bunt sind und mir gute Laune machen. Ich gehöre zu den Spinnern.“