Biennale-Preis für Konrad H. Roenne

Berliner Autor erhält die erstmals verliehene Auszeichnung.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Tony Craggs Skulpturenpark war am Sonntagabend Schauplatz für die Verleihung des ersten Preises der Wuppertaler Literatur-Biennale. Die mit 3000 Euro dortierte Auszeichnung ging an den Berliner Autoren Konrad H. Roenne. Seit gut zehn Jahren veröffentlicht der 35-Jährige seine Prosatexte in Zeitschriften und Anthologien. „Und so hangele ich mich durch Wettbewerbe und mache mir einen Namen“, sagte Roenne bei der Preisverleihung nicht ohne Selbstironie.

Das Ganz mit Erfolg: 2010 erhielt Roenne das Stipendium der Schreibwerkstatt der Jürgen Ponto-Stiftung, jetzt den dotierten Biennale-Preis. Sein generelles Thema sind Menschen und Gemeinschaften, „ob nun zwanghaft oder frei gewählt“. In seiner prämierten Kurzgeschichte „An unseren und an anderen Ufern“ beschreibt er das Schicksal eines Geschwisterpaares, das auf der Flucht von seinen Eltern im Stich gelassen wird. Dies „präzise erzählte Bild mit Bezügen zum deutschen Märchen wie zur europäischen Mythologie“ war aus 85 Einsendungen diejenige, die die Jury am stärksten beeindruckte.

Anerkennungspreise gab es für Anja Kampmann, 1983 in Hamburg geboren und inzwischen in Leipzig lebend, und ihren Beitrag „Die Helle der See vor Messina“. „Mich interessiert da grundsätzliche Versprechen von Freiheit“, beschrieb sie ihre Geschichte um jemanden, der auf einer Bohrinsel arbeitet und sehr individuell den Begriff „Zuhause“ definiert. Weitere lobende Erwähnungen gab es für den Vorarlberger Autoren und Übersetzer Bastian Krasser sowie Daniel Zipfels Schleppergeschichte mit dem Titel „Istanbul“.

„Kultur ist kein Luxus, sondern ein Fundament, von dem wir alle leben“, sagte die aus Wuppertal stammende Rita Süssmuth in ihrer inspirierenden Eröffnungsrede. Und Jagoda Marinic („Restaurant Dalamatia“), aus Kroatien gebürtig und in Deutschland als Autorin und Kolumnistin erfolgreich, fügte hinsichtlich des vielschichtigen Europas mit seinen unterschiedlichen Facetten hinzu: „Herkunft ist ein Material, aus dem wir besondere Gegenwart schaffen.“

Herkunft und Heimat sind Begriffe, die ab morgen für elf Tage im Zentrum der zweiten Wuppertaler Literatur-Biennale stehen. „Unterwegs nach Europa“ ist der Titel des Festivals (siehe Kasten), das morgen mit Star-Besetuzung eröffnet wird: Martin Walser liest im Barmer Bahnhof ab 19.30 Uhr aus seinem neusten Werk „Die Inszenierung“ und debattiert mit dem Journalisten Denis Scheck über sein Werk sowie dessen Bezug zu Europa. Der Literatur-Reigen dahert bis zum 31. Mai.