Camille Claudel: Lebensnöte einer Bildhauerin

Beate Rüter kreierte ein Stück über Camille Claudel. Petra Koßmann schlüpft in die Rolle der schillernden Künstlerin.

Wuppertal. Die Zwischentöne sagen mehr als viele Worte in dieser außergewöhnlichen Inszenierung. Stumm klopft die Bildhauerin Camille Claudel (Petra Koßmann) zu Beginn zwei Steine gegeneinander, immer und immer wieder. 30 Jahre lang muss sie bis zu ihrem Tod in einer psychiatrischen Anstalt ausharren, eingewiesen von Mutter und Bruder. Dann kommt die Erinnerung, und die Schauspielerin Petra Koßmann läuft strahlend durchs Atelier von Hans-Jürgen Hiby, bis ins Innerste durchdrungen von ihrer Mission, Bildhauerin zu werden.

Die Wuppertaler Regisseurin und Theaterpädagogin Beate Rüter hat mit "Camille Claudel - Bildhauerin in alle Ewigkeit" ihr erstes großes Stück verfasst. Geschickt verwebt sie Erinnerungen und Briefausschnitte, deutet manches nur an und schafft trotzdem einen schönen Gesamteindruck des aufregenden und von vielen Höhen und Tiefen durchzogenen Lebens der Künstlerin. Mit Lichtwechseln blendet sie von einem Lebensabschnitt in den anderen über.

Sie zeigt die junge Frau, die unbeirrt gegen alle Widerstände den Weg zur Bildhauerei beschreitet und erste Erfolge feiert. Dann die hingebungsvolle Geliebte des bekannten Künstlers Auguste Rodin, die schließlich eifersüchtig gegen dessen Partnerin wütet. Und am Ende die enttäuschte Frau, die trotz ihres Enthusiasmus’ nicht den Durchbruch als Künstlerin schafft und kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.

Wunderbar stellt Koßmann die vielen Schattierungen und Stimmungen der Bildhauerin dar. Von einem Moment zum nächsten wechselt sie von hoffnungsvoller Freude zu Trauer und Resignation. Sie keift und wütet und wispert sanft. Sie schlägt Stücke vom Gips ab, knetet fast brutal den Ton oder erzählt einfach, gekleidet in einen wunderbar passenden Kittel von Sabine Manteuffel.

Ihren Gegenpart bildet die Flötistin Uta Linke. Sie kichert in die Flöte, knurrt hinein oder lässt lange, nachdenkliche Töne durch den Raum schwingen. Für Camille Claudel ist sie mal die Mutter, mal "die anderen", von denen sie sich verfolgt fühlt.

Das Atelier des Bildhauers Hans-Jürgen Hiby bildet einen perfekten Raum für die Uraufführung dieses Theaterstücks. Seine wuchtigen, großen Holzskulpturen schaffen die richtige Atmosphäre für die zarte und trotzdem zupackende Künstlerin im Rodin-Atelier. Am Ende gibt es begeisterten Beifall für diesen eindringlichen und abwechslungsreichen Monolog. Ein gut gelungenes Erstlingswerk.

Regie: 5 von 5 Punkten

Bühne: 5 von 5 Punkten

Künstler: 5 von 5 Punkten