Dagmar Dörken Vogt präsentiert ihre Skultpuren-Serie nach Pina Bausch Fasziniert vom ganz speziellen Tanz-Ausdruck

Im Mai standen zwei Ausstellungen mit ihren Skulpturen zum Tanztheater Pina Bausch an, im August eine weitere. Sie fanden und finden wegen der Coronakrise nicht statt.

Auch von Pina Bausch hat Dagmar Dörken Vogt  eine Skulptur nach einem Foto geschaffen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Dabei musste Dagmar Dörken Vogt (Davo) tief in die Tasche greifen, um das Material, die teure Bronze, anzuschaffen, aus denen sie die Plastiken ihrer „Pina-Serie“ herstellt. Nun bevölkern die Figuren ihr idyllisches Wohnatelierhaus oberhalb des Beyenburger Sees. Und werden beim jährlichen Open House Ende September/Anfang Oktober präsentiert. Finanziell gerettet haben Davo unterdessen die Bilderverkäufe, die in die ganze Welt gingen und online bestens funktionierten – trotz Pandemie. Dagmar Dörken Vogt ist sowohl Bildhauerin als auch Malerin.

Neun Positionen gibt es, drei Größen (20 bis 25 Zentimeter, halbe Lebensgröße, zwei Meter) und derzeit sieben ausgearbeitete, große Tänzerinnen- und Tänzer-Figuren. Meist aus Bronze gegossen, mit schwarzer, goldener oder grünlich schimmernder, geschuppter Oberfläche versehen. Sowie eine Figur, die unverkennbar der großen Choreographin selbst nachempfunden ist. Im Balletttrikot, den Pullover um die Taille geschwungen im breitbeinigen, tiefen Plié. Den Blick nach unten gesenkt, grün verputzt und mit roten Farbstrichen bemalt, eine zarte und knochige Person zugleich.

Pina habe mehr auf Ausdruck, weniger auf Schönheit geachtet, so Vogt. Die Arbeit entstand nach einem bekannten Foto. Die Tänzer, die im Herbst des letzten Jahres bei der Präsentation der ersten Skulpturen nach Beyenburg kamen, fanden, dass sie Pina Bausch ähnlich sehe, erzählt Vogt nicht ohne Freude.

Andere Plastiken wiederum haben ihre Vorbilder in Wim Wenders’ 3D-Tanzfilm-Dokumentation „Pina“, die kurz nach dem Tod der Choreographin 2009 entstand. Davo entkleidete und anonymisierte die Tänzer, damit der Blick auf sie nicht abgelenkt, sondern auf ihre spezielle Körperhaltung und ihren Ausdruck fokussiert wird. Eine Frau schmiegt sich mit geschlossenen Augen eng an die Schulter eines Mannes. Er trägt sie auf seinen Armen, nachdem sie aus dem Stand in diese „grandiose Umarmung“ gesprungen ist. Der Mann blickt, angespannt auf den Zehenspitzen stehend, theatralisch in die Höhe.

Vertrauensvoller Sprung in
eine „grandiose Umarmung“

Eine Frau steht auf einem kippelnden Stuhl und hält diesen allein mit der Spannung ihrer Beine in der Balance. Eine andere Frau kippt den Kopf leicht zur Seite, umfängt ihn von oben mit dem Arm, zieht vermeintlich daran. Eine „meditative und zugleich angespannte Pose“, findet Vogt.

Die Positionen heißen zum Beispiel „Freiheit“, „Freude“, „Leben“, „Versöhnung“ oder „Vollmond“. Ob es weitere werden, weiß Davo noch nicht. Das ganze Set, 27 Figuren, ist noch nicht komplett. Die Arbeit ist schwierig und komplex, nicht alle Tanz-Positionen lassen sich in der Bewegung einfrieren, weshalb sie auch schon Modelle verwerfen musste.

Im letzten Jahr hatte die Künstlerin ihre Arbeit an der Serie aufgenommen, berührt und fasziniert vom Film, für den sie endlich Zeit gefunden hatte. Mittlerweile nimmt sie auch Fotovorlagen hinzu, die sie im Internet findet. Sie druckt sie aus, scannt sie ein, vergleicht, malt hinein, verwirft.

Die jährliche Open House-Ausstellung im Herbst findet diesmal vom 26. September bis 4. Oktober statt und soll mit einer Kunstauktion beendet werden: Alle neun verschiedenen Positionen sollen am 4. Oktober ab 15 Uhr in der kleinsten Größe einmal unter den Hammer kommen. Zugunsten der Alten Feuerwache, nur die Materialkosten will Davo für sich abziehen. Auktionator wird Guido Meßthaler vom Lionsclub Wuppertal sein.

Einen Gastkünstler wie im letzten Jahr, als Christian Klein seine Fotoarbeiten vom Tanztheater zeigte, soll es diesmal nicht geben. Dafür weitere neue Bilder zu den Themen „Am Weiher“, „Sommer am Fluss“ und „Wälder“. Werke, die daran erinnern, dass die Natur ein weiterer Kern und Angelpunkt von Davos Kunst ist. Gemalt meist mit Lackfarbe, weil die eine dicke Struktur und Tiefe erlaubt und wasserlöslich ist. Das verwinkelte Fachwerkhaus mit seinen vielen Räumen bietet viele Ausstellungsmöglichkeiten. Bilder gehen eben immer – auch in der Coronakrise. Warum nicht auch Skulpturen?