Historische Stadthalle Neue Elektrik für die Orgel und ein Parkettschliff

Während der Corona-Krise ist im Haus allerhand zu tun. Ein Einblick.

Vladimir Skundric hat in den vergangenen Tagen das Parkett in der Stadthalle geschliffen.

Foto: Fischer, Andreas

Beinahe hätte die Coronakrise auch etwas Gutes gehabt, wäre die Sanierung der Fassade der Historischen Stadthalle auf dem Johannisberg vorgezogen worden. „Weil die Veranstaltungen wegfallen, hätten wir das jetzt gut machen können, ohne jemanden zu stören“, sagt Ingo Teigelmeister, der die Technik im Gebäude verantwortet. Aber es bleibt dabei: Vor 2021 wird nichts an den Außenmauern des Gebäudes gemacht. Wegen der beantragten Fördergelder und weil viele Dinge der längeren Planung bedürfen. Die Hände werden gleichwohl nicht in den Schoß gelegt, denn die Sommerferien werden traditionell dafür genutzt, den Prachtbau im Stil der Neorenaissance fit und schön zu machen.

Auch die Stadthalle merkt die Auftragslage im Handwerk

Dabei erscheinen diese Wochen zunehmend als eher ungünstiger Zeitraum: Weil Handwerker Urlaub machen und viele öffentliche Einrichtungen Bedarf anmelden, fand sich diesmal zum Beispiel kein Maler, der Zeit hat. Folge: Stuckfiguren im Großen Saal und Stellen hinter der Bühne können erst im Herbst gestrichen werden, erzählt Teigelmeister. Im Plan liegt dagegen der Umbau der Rauch- und Wärmeabzugsanlage im Großen Saal. Heißt der hydraulische Antrieb mit seinen Undichtigkeiten wurde gegen einen elektrischen Antrieb ausgetauscht, neue, gegen Feuer geschützte Leitungen wurden gelegt. Leider wurde dabei auch eine Wasserleitung angebohrt, eine Fontäne ergoss sich über die Bühne. Was den anstehenden Parkettabschliff verzögerte, der Boden völlig abtrocknen musste, bevor die großen emissionsarmen Schleifgeräte zum Einsatz kommen konnten. Arbeiten, die – auch im Saal selbst – alle acht Jahre fällig seien, erklärt Betriebsleiter Christian Kotowski, das jetzige sei das letzte Mal. Der verlegte amerikanische Kirschbaum sei nun so dünn, dass in den nächsten Jahren über ein neues Parkett nachgedacht werden müsse.

Die Sauer-Orgel ist ein Prunkstück, das vielseitigen musikalischen Anforderungen und Einsatzarten gerecht wird. Das gespendete Instrument stammt aus dem Jahr 1996. Große Eingriffe gab es selten, vor sechs Jahren wurden die 4706 Pfeifen gereinigt. Nun wird die Orgel oberhalb der Bühne modernisiert, die elektrischen Teile erneuert. 150 000 Euro kostet die Sanierung, verrät Teigelmeister, auch diesmal finanziert durch Sponsoren. Fertiggestellt ist bereits die neue Küche im Verwaltungstrakt. Außerdem, zählt Teigelmeister auf, wurden die zwei Blechbläserstimmzimmer isoliert: Spezielle Vorhänge sollen künftig die nach außen dringende Lautstärke beim Einstimmen dämmen.

Hinzu kommen die Standardaufgaben: Die Notenpulte und Orchesterstühle wurden gesichtet und repariert, Stühle und Tische ausgebessert und gereinigt. Die verschiedenen Filter der Lüftungsanlage wurden gesäubert, ebenso die fettabsaugenden Teile der Küchen-Dunstabzugseinrichtungen. Die Grundreinigung des Hauses wurde teilweise sogar vorgezogen – die Veranstaltungszwangspause durch Corona erwies sich hierbei als doppelt hilfreich: Weniger Tanz- und Partyevents bedeuten weniger Schmutz und weniger Abnutzung des Hauses. Außerdem konnte eher mit dem Putzen begonnen werden. Was Teigelmeier und Kontowski aber nicht als Kritik an Abibällen, Uniball und anderen Großevents verstanden wissen wollen: „Wir vermissen sie schon sehr“, betonen die beiden. Und das nicht nur wegen der entgangenen Einnahmen.

Der Zeitplan für die
Arbeiten ist straff getaktet

Die Sommerruhe im Haus wurde dieses Jahr auch nicht durch Filmaufnahmen für „Cobra 11“ oder Orgelführungen wie 2019 unterbrochen. Schneller fertig werde man deshalb aber nicht, lächelt Teigelmeister, die Arbeiten seien eher knapp geplant gewesen, wenn man bedenke, dass ohne Corona eigentlich schon wieder erste Veranstaltungen angestanden hätten. Stattdessen verursacht die Krise zusätzliche Arbeiten durch die Schutzverordnungen: Arbeiten, die vor dem 24. August abgeschlossen sein müssen, wenn, Stand jetzt, im Mendelssohnsaal ein Konzert im Rahmen des Bayer-Klavierzyklus über die Bühne gehen soll. Mit verminderter Publikumsgröße, Bewegungsregistrierung, Wegeführung, mit Absperrpfosten, und Desinfektionsspendern.