Der 1. Offizier im Opernhaus: Kapellmeister steuert die Bühnen
Florian Frannek dirigiert das Rosenmontagskonzert.
Zielstrebig steuerte Florian Frannek von Kindesbeinen an auf die Dirigenten-Karriere zu: Mit fünf Jahren wedelte er mit dem Kochlöffel zur Musik, mit zehn Jahren trat er in den ehrwürdigen Thomanerchor Leipzig ein, mit 16Jahren wurde er dort zum Präfekten ernannt und leitete erste Proben und Aufführungen.
Nach dem Abitur allerdings schrieb sich der Kapellmeister der Wuppertaler Bühnen erst einmal für Jura ein: "Das war der letzte Versuch, der Musik auszuweichen." Ein fehlgeschlagener Versuch. Also begann Frannek in Leipzig ein Korrepetitions-Studium. Bald jedoch zog es ihn ins Ausland: "In Basel passte es auf den ersten Blick."
Frannek absolvierte eine vierjährige Kapellmeisterausbildung bei Manfred Honeck und Ralf Weikert in der Schweiz. Gerne wäre er auch nach Italien gegangen - "aber da ist der Weg zum Dirigenten anders". Außerdem gibt es in Deutschland konkurrenzlos die meisten Opernhäuser.
Diese lernte Frannek nach seiner Ausbildung schnell kennen. Er begann am Opernhaus Halle, sammelte Erfahrungen als Honecks Assistent beim Radio-Sinfonieorchester Stockholm und schaffte es beim EU-Wettbewerb für Dirigenten in Spoleto 1999 ins Finale. Nach dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und dem Schleswig-Holsteinischen Landestheater ist Frannek nun Erster Kapellmeister in Wuppertal: "Das ist wie der 1. Offizier auf dem Schiff - der Kapitän ist darüber, aber man kann das Ganze selbständig steuern."
Mit "Kapitän" Hilary Griffiths teilt sich Frannek die Premieren, dirigiert bei späteren Vorstellungen aber alle Stücke. Damit strömt die Spielzeit in Wellenbewegungen auf den Kapellmeister ein: Vor eigenen Premieren muss er viele Proben leiten und zusätzlich als Korrepetitor mit den Sängern arbeiten.
Danach wird sein Leben etwas ruhiger und er fährt häufiger in seine Hauptwohnung in Leipzig: "Als Dirigent brauche ich viel Zeit für die Vorbereitung." Also sitzt er mit der Partitur im Zug oder zu Hause am Klavier. Wobei er seine Finger nur im Sommer für Bayreuth richtig trainiert. Seit 2006 arbeitet Frannek als Assistent von Christian Thielemann bei den Bayreuther Festspielen und genießt die Atmosphäre. "Das erinnert mich an meine Thomaner-Zeit. Man lernt dort sehr viel."
Künstlerisch fühlt er sich sehr wohl im Tal: "Das Potenzial des Hauses ist sehr groß." Nur die Radwege ließen zu wünschen übrig. Morgens radelt er von Elberfeld zum Barmer Opernhaus und lernt dabei die vielfältigen Seiten der Stadt kennen.