Der Mann als Traum: Wenn Klischees tanzen

Premiere: „Ich bin ein scheues Menschlein“, sagt Bernd Uwe Marszan. Am Donnerstag und Freitag wagt er sich wieder ins Rampenlicht: Er tanzt im Forum.

Wuppertal. Begonnen hat alles mit John Travoltas "Saturday Night Fever" - da war Bernd Uwe Marszan 16 Jahre alt und der Wunsch, Tänzer zu werden, geweckt.

Aber die ersten Erfahrungen in der Tanzschule waren ihm durchaus peinlich: "Weil ich keine Tanzpartnerin fand, drehte meine Mutter die erste Runde mit mir. Doch dann verdrückte ich mich rückwärts in die Toilette, damit niemand bemerkte, dass ich zwar eine Nummer auf dem Rücken, aber immer noch keine Partnerin hatte."

"Ich bin ein scheues Menschlein", gesteht der Wuppertaler. Das merkt man dem heute 42-jährigen, erfolgreichen Tänzer nicht an. Doch sollte es noch einige Zeit dauern, bis er als Solotänzer bei Pina Bausch Karriere machte: "Ich wollte ursprünglich Schauspieler werden, habe aber eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten begonnen. Ich merkte nach einem Jahr: Das ist nichts für mich."

Zwei Jahre lang ließ er sich zum Gärtner ausbilden, hatte daneben privaten Tanzunterricht und belegte Kurse in Aerobic und Ballett: "Damals war ich von morgens 7 Uhr bis 23 Uhr nachts aktiv." Pina Bausch engagierte ihn sofort nach erfolgreich absolviertem Studium an der Essener Folkwang Hochschule.

Zwölf Jahre lang war er im Wuppertaler Tanztheater engagiert: "Das war genau das, was ich wollte. Es war eine so intensive Zeit - wie eine zweite Erziehung."

Mit 35 spürte Marszan: "Man muss mal was Eigenes anpacken." Er gründete das Arbeitsforum "Körpertexte", entwickelte Produktionen an der Schnittstelle von bildender und darstellender Kunst: Performances und choreografische Installationen. "Seit meinem ersten Stück ‚(re)deflection’ bin ich auf der Suche nach meinen Farben - wie ein Strahl, der sich in die Spektralfarben auflöst und zurückstrahlt."

Im neuesten Stück "Mein Mann" kooperiert er mit Fabian Nichele in der Choreografie von Marc Sieczkarek. Es geht um Männer-Selbstbilder und Körpersprache unter Männern. Dies wird in Gestik, Tanz, Bewegung und Akrobatik umgesetzt. Denn Nichele ist Artist und präsentiert mit seiner Compagnie Cirqu´enflex eine moderne Zirkus-Form.

"Als ich seine Produktion sah, merkte ich: Der berührt mich, seine Aktionen sind keine Nummern, sondern poetische Traumbilder", sagt Marszan. Die Erfahrungen mit Männer-Kulturen der Welt, Klischees ("Jungen weinen nicht"), Macho-Gehabe, aber auch "Die Einsamkeit der Männer" (Gedicht von Wolf Wondratschek) nimmt das Duo unter das Vergrößerungsglas. Das ist anrührend, komisch, vor allem aber eigentümlich ungewohnt.