Oper Mozarts Figaro - eine Oper über Sex, Liebe und Sehnsucht

Joe Hill-Gibbins inszeniert in Wuppertal.

Sebastian Campione singt die Titelrolle in Mozarts „Der Hochzeit des Figaro“.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Für viele ist er der Beatle der Oper, wozu er selbst, wohl aber auch Milos Formans weltbekannter Film „Amadeus“ aus dem Jahr 2002 beigetragen haben. Auch Joe Hill-Gibbins weiß um diese mit Fröhlichkeit und Komik verbundene Popularität Wolfgang Amadeus Mozarts. Er weist deshalb auch auf seine traurige und melancholische Seite hin. Opernintendant Berthold Schneider holte den Engländer Hill-Gibbins nach Wuppertal, wo er Mozarts „Hochzeit des Figaro“ inszeniert. Am 14. April feiert die Oper Premiere.

Der 1974 geborene Theater-Regisseur arbeitet zum ersten Mal in Deutschland, in das er noch ohne Visum habe einreisen können. Der „Remainer“ hofft, dass das auch in Zukunft „wie durch ein Wunder“ so bleibe, der Brexit in einer zweiten Abstimmung doch noch abgewendet werden könne. Mit einer Oper beschäftigt er sich erst zum dritten Mal. Er genießt die Musik, die Emotionen, Intensität, Tempo gratis mitliefere. Das technisch versierte Ensemble, das die Sopranistin Anna Princeva (Gräfin Almaviva) als Gast verstärkt, beeindruckt ihn, weil es „magische Momente“ wiederholen kann - was im Theater so nicht möglich sei. Musik gehöre zu seinem alltäglichen Leben, auch kenne er natürlich Mozarts Figaro und die Klischees darüber, aber als Theaterregisseur habe er ihn noch nicht inszeniert. Das erlaube ihm den frischen Blick von außen und mache das Stück besonders reizvoll für ihn.

Mozart schrieb wunderbare Partien für Bässe

 Sebastian Campione (Bass) singt die dritte Spielzeit an der Oper. Er schlüpft in die Titelrolle in Hill-Gibbins Figaro-Inszenierung. Camiones italienische Wurzeln verhelfen ihm zu absoluter Textsicherheit, wovon auch die anderen im international besetzten Ensemble profitieren. Musik sei für ihn „einfach alles“, strahlt er, er gehe nie ohne sie aus dem Haus, die jeweilige Auswahl spiegele die aktuelle Stimmung wider. Der 35-Jährige wuchs in München auf, fand schon als Kind zur Musik, eine Grundschullehrerin „schickte“ den Achtjährigen zum Kindersingen an die Oper. Mozart würde er gerne öfter singen, weil er gerade für seine Stimmlage „wunderbare Partien geschrieben“ habe: „Seine Opern sind bunt, haben viele Facetten, sind wie ein Spielplatz, auf dem man sich austoben kann“, freut er sich. Alles spiele eine Rolle - Schauspiel, Körpergefühl, Flexibilität -, das sei sehr spannend, außerdem sei es revolutionär gewesen, dass die Bässe „eine wunderbar tragende Rolle“ hätten.

Die verwickelte Geschichte der „Hochzeit des Figaro“ dreht sich um den Grafen Almaviva, der Susanna nachstellt, die wiederum Verlobte Figaros, seines Kammerdieners und Vertrauten, ist. Mit Hilfe ihrer Herrin, der Gräfin Almaviva, versuchen sie die Pläne des Grafen zu vereiteln.

In Hill-Gibbins Inszenierung soll es weniger um Geld und soziale Strukturen, mehr um Sex, Romantik, Liebe und Sehnsucht gehen: „Die Oper behandelt vor allem (sexuelle) Beziehungen und Charaktere.“ Die Bühne sei einfach gestaltet, ohne Möbel und Deko, so dass man sich auf die Menschen fokussieren könne.

Wuppertal, das waren für Hill-Gibbins früher Schwebebahn und Pina Bausch. In den sechs Wochen, die er jetzt hier ist, hat er zwei wunderbare Aufführungen des Tanztheaters gesehen, das Schwebebahngerüst blieb verwaist. Er nimmt es mit Humor: „Ich habe eine gute Zeit hier, Wuppertal ist gut für die Fitness, weil es dauernd rauf oder runter geht.“ Nur das Gänge Labyrinth der Oper machen noch zu schaffen. Aber da ist er nicht der einzige.