Engagierte Musiker weltwelt

Die Galerie Droste zeigt „Forthright“. Für das Projekt hat Fotograf Sascha Kraus auf einer Weltreise mehr als 40 Künstler getroffen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. „Forthright“, unverblümt, nennt der Essener Fotograf Sascha Kraus sein Projekt, das sich zur größten Reise seines Lebens entwickelte. Als Fan der unverblümten Wortkunst Rap besuchte Kraus zwischen 2010 und 2016 Hip-Hop-Musiker in insgesamt 13 Ländern. Ob im Senegal oder Südsudan, in Burma oder Brasilien — er lernte Künstler kennen, die in ihren Reimen soziale Ungerechtigkeiten kritisieren und sich für eine Verbesserung der Verhältnisse stark machen.

Ab heute ist eine Auswahl aus dem „Forthright“-Projekt in der Galerie Droste zu sehen. Die Aufnahmen von Kraus wollte Inhaber Patrick Droste unbedingt zeigen. Dafür habe er sogar den Terminplan der Ausstellungen, der seit anderthalb Jahren stand, abgeändert. „Sascha hat so viel Zeit und Herzblut in sein Projekt gesteckt — das hat mich beeindruckt“, erklärt der Galerist seine Motivation. Und die Themen der Rapper seien aktueller denn je. Ab Juni sind die Fotos dann auch in der Droste-Niederlassung in Soest ausgestellt.

Sister Fa, deren Gesicht man in der Ausstellung mehrfach sieht, engagiert sich gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen in ihrem Heimatland Senegal. Mit der Kamera begleitete Kraus sie auf Tournee durch Westafrika und hielt ihre musikalische Aufklärungsarbeit vor Schülern fest. Neben Kraus wird Sister Fa bei der Vernissage dabei sein. Mit einer kleinen Band wird die Musikerin, die mittlerweile in Berlin lebt, ihre Mischung aus Hip-Hop und afrikanischen Klängen live präsentieren.

Ein anderes überlebensgroßes Portrait zeigt eine treibende Kraft des Arabischen Frühlings — den tunesischen Rapper El Général. „Er ist aufgrund eines Lieds ins Gefängnis gesteckt worden“, sagt Kraus über den rappenden Aktivisten. Seine Landsleute demonstrierten für seine Freilassung und trugen so zum Ende der Diktatur bei.

Sister Fa und El Général sind zwei der mehr als 40 Künstler, die Kraus auf seiner Weltreise fotografierte und interviewte. Alle versammelt sind sie im Buch zur Ausstellung. „Forthright — Stronger than a weapon“ hat das Format einer LP-Box. Auf gut 440 Seiten finden sich 250 Fotos.

Auch die Begründer des Hip-Hop, der von der New Yorker Bronx seinen Siegeszug um die Welt nahm, kommen im Foto-Text-Album zu Wort. Zu den porträtierten Künstlern gehören daher auch D.M.C., der mit Run-D.M.C. Karriere machte, und der deutsche Rapper Torch. Und da ist natürlich noch die Musik von Künstlern aus vier Kontinenten. Von den 1000 Ausgaben des Bandes, die Sascha Kraus auf eigene Kosten herausgebracht hat, sind 150 um zwei Vinyl-Scheiben mit Titeln der porträtierten Interpreten ergänzt. Diese Doppel-LP gibt es bei der Ausstellung, wenn ein DJ nach dem Konzert von Sister Fa Platten auflegt.

Auffallend ist die Mischung aus Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Dieser Wechsel hat bei Sascha Kraus Methode. Nicht nur weil er die grobe Körnung von Schwarz-Weiß-Aufnahmen liebt. Bei ihm stellen die farbigen Porträts die Person des Musikers in den Vordergrund, in Schwarz-Weiß sind die Bilder von Konzerten und Alltagsszenen gehalten. Da gelingen eindrucksvolle Hell-Dunkel-Kontraste.

Bewusst hat Kraus auch mit analoger Aufnahmetechnik gearbeitet. „Das ist ein viel aufmerksameres Arbeiten.“