Ergreifende Knaben-Stimmen bei der Kurrende

Perfekter Klang und weihevolle Stimmung begeistern das Publikum beim Quempas-Konzert.

Wuppertal. Wenn sich Martin Lehmann zum Publikum in der ausverkauften St. Laurentius Kirche umwendet und den Riesenchor des Publikums mit dem Quempas-Kehrreim "Gottes Sohn ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn" dirigiert, fühlt sich jeder gleich mitten drin im weihnachtlichen Geschehen. Denn genau auf diese Programm-Mischung setzt der umtriebige und versierte Leiter der Wuppertaler Kurrende: auf gediegenen, mehrstimmigen A-Cappella-Gesang seines Knaben- und Männerchores, auf Kombination von Instrumenten und Stimmen, und eben auf die Beteiligung der großen Zuhörer-Gemeinde.

Wie immer ist das Programm geschickt gebaut: Eingang/Advent/Weihnachten/Quempas/Ausgang sind die Abschnitte übertitelt. Zügig und professionell gestalten sich die Auf- und Abgänge der Chorsänger. Die Richtschnur im Weihnachts-Segment sind die in ergreifend schlichten Rezitativen von drei wechselnden Knabensopranen gesungenen Schilderungen der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium. Rudolf Mauersberger (1889-1971) hat sie für Knabenstimmen und Orgel geschrieben.

Ihre ganze Kunst zeigt die Kurrende bei der Uraufführung von "O Heiland, reiß die Himmel auf" des Wuppertaler Komponisten Peter Paul Förster. Sehr kantabel gestaltet der Chor die von unterschiedlichen Stimmungen geprägte und nahe am Text verlaufende Musik: Betrübnis über das irdische Jammertal und beschwörende Bitte um die Entsendung des Erlösers stellen die Sänger bewegt heraus. Flüsternd wird im Pianissimo die Finsternis besungen, klangvolle Dissonanzen erklingen auf das Schlusswort "Tod", während Sonne und Sterne als Symbole für das Licht Gottes auch in der Musik aufstrahlen und glänzen.

Sehr sauber singen die Knaben. Intensive Stimmbildungs-Arbeit mit Feinschliff an der Artikulation beschert intonationssichere Solo-Passagen. Die sind dem Bergischen Blechbläserensemble nicht durchgängig zu bescheinigen. Dafür liefert die Bläser-Riege festlich-schmetternde Weisen und untermalt die Chorbeiträge klangfarbenreich.

Höhepunkt ist das traditionsreiche "Quempas-Singen", wenn die kleinsten Sänger der Chorschule mit Kerzen in den Händen von vier Stellen aus den sanft wiegenden Gesang anstimmen, der Chor einfällt und die Gemeinde antwortet - dann ist gewiss, dass auch in dieser Weihnacht Gottes Sohn des Vaters Zorn versöhnen wird.