Graffitis auf einer ganz neuen Ebene in Gelb und Cyan-Blau

Die Galerie Droste in Elberfeld zeigt ein Dutzend Werke des Sprayer-Duos Moses & Taps.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Wer viel Bahn fährt, kennt die Graffitis von Moses & Taps. Das Sprayer-Duo hat sich auf Zügen und an Bahnhöfen in ganz Deutschland verewigt. Auch am Wuppertaler Hauptbahnhof wurde sein Erkennungszeichen — der Schriftzug in Gelb und Cyan-Blau — schon gesichtet. Allgemein bekannt ist das Duo aber durch spektakuläre Aktionen. Sei es durch eine täuschend echt aufgemalte oder zugemauerte Bahntür. Sei es durch den Coca-Cola-Schriftzug, der einen ganzen S-Bahn-Waggon bedeckte, Humor und zu gleich Konsumkritik ausdrückte.

Mittlerweile sind Moses & Taps, die seit zehn Jahren zusammen sprühen, in den Kunstgalerien angekommen. In Wuppertal stellt die Galerie Droste seit vergangenem Samstag ein Dutzend Werke des Duos aus. Bei der Vernissage trug Galerist Patrick Droste zu Ehren der Künstler blau-gelbe Klamotten und Schuhe und bekannte: „Ich bin ein ganz großer Fan. Wir haben uns durch das gleiche Hobby kennengelernt — durchs Graffiti-Sprühen.“ Seit sieben Jahren sammelt Droste die Kunst seiner alten Bekannten.

Den Ausstellungstitel „Schöpferische Zerstörung“ könnte man als ironischen Seitenhieb auf diejenigen verstehen, die Graffiti und überhaupt jede Street Art für puren Vandalismus halten. Droste und seiner Partnerin Katharina Galladé geht es dagegen um etwas anderes. „Wir möchten zeigen“, sagte Galladé, „dass das kein Vandalismus, sondern eine ernsthafte Kunst ist.“ Die ganze Ausstellung folge dem Gedanken, dass für den Schöpfungsakt zunächst etwas Vorhandenes zerstört werden muss.

Durch Dekonstruktion und Neuarrangement sind tatsächlich alle Bilder-Serien entstanden, die in der Droste-Galerie hängen. So wurden die „Images of Graffiti“, die bunt wie Pop Art-Bilder daherkommen, auf asymmetrisch-vieleckige Leinwände gemalt. Bei den „Scratchiti“ wurden die Farben erst aufgesprüht und dann — wie die Wortschöpfung aus „Scratch“ und „Graffiti“ sagt — zum Teil wieder weggekratzt. Bei der „Splash“-Serie nimmt die Farbe sogar eine autonome Rolle ein. Durch das Aufstechen der Sprühdosen — definitiv ein Zerstörungsakt — entstehen wild-expressive Farbwolken, die in kurzer Zeit große Bildflächen bedecken können. Die „Splashes“ sind der wohl beste Beleg für Galladés These, dass Moses & Taps „Graffiti auf eine neue Ebene heben“.

Ihre Vergangenheit als „Künstler am Zug“ wollen die beiden dabei gar nicht leugnen. Eine Installation wie „Trashure“ (hier trifft also „Müll“ auf „Schatz“) setzt sich aus Teilen eines alten, besprühten Waggons zusammen. Man sieht die Tür, Fenster und sogar das Logo der Deutschen Bahn. Wie streng konzeptionell Moses & Taps schon damals ans Werk gingen, zeigt ein auf Großformat gebrachtes Foto plus Negativ. Die auf eine S-Bahn gesprühten Ausrufezeichen in Orange und Blau verwandeln sich auf dem Negativ in die bereits erwähnten Erkennungsfarben.

Großes Interesse an der Vernissage auch bei vielen jungen Leuten

Moses & Taps waren bei der Ausstellungseröffnung übrigens nicht anwesend. Wohl weniger wegen alter Geldforderungen der Deutschen Bahn an die beiden Sprayer, sondern eher weil sie die Vorstellung vom großen Künstler-Ego ablehnen. Dafür waren unter den Besuchern — ungewöhnlich für eine Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst — sehr viele junge Leute. Dass Moses & Taps auch beim kaufkräftigen Publikum gut ankommen, zeigte sich beim Blick in die ausliegende Werkliste. Da fand man bereits viermal den Vermerk „Verkauft“.

„Ich finde die Ausstellung interessant“, meinte ein älterer Besucher. „Die Farben in dieser Zusammenstellung und die Formen gefallen mir“, fügte er mit Blick auf die „Images of Graffiti“ hinzu. Volkwart Dams, der in der Nachbarschaft der Galerie Droste wohnt, sagte: „Alles was mit Street Art zu tun hat, wird kontrovers diskutiert. Es gibt da außergewöhnliche Künstler.“ Ihm imponierten die Künstler Moses & Taps besonders durch ihre geschickten Kommunikationsstrategien.