Klavier-Festivals Ruhr Heimspiel für Stargeiger Frank Peter Zimmermann in der Stadthalle
Wuppertal · Der Violinist und Martin Helmchen am Klavier geben in Wuppertal im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr ein Extrakonzert.
Die Historische Stadthalle Wuppertal kennt Frank Peter Zimmermann von Kindesbeinen an, bezeichnet sie als seine Heimat: „Meine Familie mütterlicherseits kommt aus dem Bergischen Land, Solingen, Radevormwald.“ Oft ist er dort schon aufgetreten. Mit dem Sinfonieorchester Wuppertal hat er unter Leitung der ehemaligen Generalmusikdirektoren Peter Gülke und Toshiyuki Kamioka gespielt. Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr gab er schon ein Gastspiel mit dem US-amerikanischen Pianisten Emanuel Ax. Am 5. November kommt der Star-Geiger um 20 Uhr wieder in den Großen Saal.
Es ist ein Extrakonzert des wohl weltweit größten und berühmtesten Klavierfestivals, das in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag feiert. Dieses Mal ist Martin Helmchen an seiner Seite, einer der Top-Pianisten der jüngeren Generation. Die letzten drei der zehn Violinsonaten Ludwig van Beethovens – op. 30/3 in G-Dur, 47 in A-Dur („Kreutzer“) und 96 in G-Dur – hat das Duo mit im Gepäck.
Beethoven-Violinsonaten hat er im Jahr 1999 schon einmal mit Christian Zacharias aufgeführt. Nun will er sie komplett neu mit Helmchen erarbeiten. „Die Violinsonaten sind ein unbedingtes Muss. Sie sind der bedeutendste Zyklus dieser Gattung“, erklärt der 1965 in Duisburg geborene Geiger. Deswegen hat er in diesem Jahr mit Martin Helmchen ein neues Duo gegründet: „Es ist erfrischend, mit ihm zu spielen.“
Geplant ist, alle zehn Sonaten bis 2020 einstudiert zu haben
Im Sommer hat es bereits zwei Konzerte mit diesen letzten drei Sonaten beim Rheingau-Musik-Festival und in Gstaad in der Schweiz gegeben. Im März nächsten Jahres will man dann die ersten vier aufführen. Geplant ist, alle zehn Sonaten bis 2020 einstudiert zu haben: „Wir wollen sie dann als Zyklus an zwei Abenden spielen“.
Neben diesem Duo lässt er sein 2007 ins Leben gerufene Trio Zimmermann mit Antoine Tamestit (Bratsche) und Christian Poltéra (Cello) nicht außer Acht: „Wir haben pro Jahr ein bis zwei Phasen. Nächstes Jahr gibt es zwei Tourneen im Februar und Mai“. Johann Sebastian Bachs berühmte „Goldberg-Variationen“ in einer Bearbeitung für Streichtrio stehen dann auf dem Programm. Für ihn ist diese Besetzung „mit das schönste zum Spielen“. Früher hat er auch viel im Klaviertrio mit Heinrich Schiff und Christian Zacharias gespielt.
Dagegen möchte er Streichquartette „nie professionell“ aufführen: „Man tut sich keinen Gefallen damit.“ Es gebe auf Streichquartette spezialisierte Ensembles, die sich nur auf dieses Genre konzentrieren und über Jahre an der Homogenität feilen. Diese Zeit hat er nicht und will sie sich auch nicht nehmen. Zimmermann hat einen anderen Schwerpunkt. Um die 80 Konzerte gibt er pro Jahr: „Bis an die 70 davon sind mit Orchester“.
Er ist glücklich, seit April letzten Jahres wieder auf der „Lady Inchiquin“ spielen zu dürfen, die Stradivari von 1711, die er wegen der Pleite der WestLB (sein damaliger Sponsor) nach fast 13 Jahren Anfang 2015 hergeben musste. Die der Bank gehörenden wertvollen Kunstwerke – wie eben die Geige – sollten veräußert werden. Zimmermann wollte sie kaufen. Doch der von ihm laut Gutachten angebotene Preis wurde nicht akzeptiert. So musste er auf andere Instrumente ausweichen. Er hatte schon die Hoffnung aufgegeben und sich damit abgefunden, sie nie mehr in den Händen halten zu können. Schließlich erwarb das Land Nordrhein-Westfalen die Sammlung von der WestLB-Nachfolgerin Portigon AG und überließ ihm wieder das ihm ans Herz gewachsene Instrument. Er darf wieder sorgenfrei auf ihr musizieren: „Ich habe einen Vertrag gemacht, darf sie noch zehn bis 15 Jahre spielen“.
Jetzt konzentriert sich Zimmermann auf die beiden nächsten Duokonzerte mit Helmchen und schaut erwartungsvoll nach vorne: „Ich freue mich auf das Heimspiel in Wuppertal.“