Kay Stiefermann: Neue Aufgabe und stürmische Erinnerungen

Der Ensemble-Sänger freut sich auf eine große Partie: „Der fliegende Holländer“ eröffnet im September die neue Opern-Saison.

Herr Stiefermann, was bedeutet Ihnen „Der fliegende Holländer“?

Kay Stiefermann: „Der fliegende Holländer“ gehört zu den großen und sehr berühmten Opern. Schon als Kind hatte ich von dem Titel gehört, obwohl ich noch keine einzige Oper gesehen hatte. Und obwohl ich die Geschichte nicht genau kannte, hatte ich Bilder im Kopf von Schiffen, Stürmen und Piraten. Es ist eine große Geschichte, von der Wagner ja nur eine Episode herausgreift. Die Musik hat mich vom ersten Augenblick an fasziniert.

Können Sie sich noch daran erinnern, wann und wo Sie eine „Holländer“-Produktion zum ersten Mal gesehen haben?

Stiefermann: Das war in meinem Anfängerjahr an der Hamburgischen Staatsoper. Dort war ich frisch im Ensemble und habe mir sehr viele Opern angeschaut — darunter auch oft den „Holländer“, der häufig gespielt wurde. So hatte ich die Gelegenheit, diese wunderbare Musik und sehr berühmte Sänger mit einem tollen Orchester und Chor zu erleben.

Was erwartet nun das Wuppertaler Publikum?

Stiefermann: Ein für diese Musik junges Ensemble mit viel Lust und Freude für dieses Werk und eine klare personenbezogene Regie, die maßgeblich begleitet wird von einem Lichtdesign, das als kongenialer Partner die Bühne ergänzt. Tolle Kostüme und Masken sind natürlich auch dabei.

„Der fliegende Holländer“ ist erst der Anfang: Mit der Wagner-Oper fällt der Startschuss zur neuen Saison. Wissen Sie schon, welche weiteren Partien die Spielzeit 2011/2012 für Sie bereithält?

Stiefermann: Außer dem Holländer werde ich noch den Grafen Danilo in der „Lustigen Witwe“ singen — eine Partie, die mich seit meinem Anfängen begleitet und die ich schon mehr als 50-mal an verschiedenen Häusern gesungen habe.

Sie treten nicht nur im Tal auf, sondern geben regelmäßig Konzerte und Gastspiele im In- und Ausland. Wo spielt für Sie in den kommenden Monaten die Musik?

Stiefermann: Es stehen verschiedene Produktionen mit dem Bayrischen Rundfunk und dem WDR auf dem Programm, außerdem werde ich eine Solo-CD mit Arien aufnehmen und im kommenden Sommer mit einer Schreker-Oper wieder an der Niederländischen Oper in Amsterdam zu Gast sein.

Welche andere Richtung hätten Sie eingeschlagen, wenn der Weg nicht auf die Opernbühne geführt hätte?

Stiefermann: Das ist schwer zu sagen. Da ich immer gehofft habe, Musiker werden zu dürfen, habe ich nie viel über Alternativen nachgedacht. Vermutlich wäre ich Oboen-Lehrer an einer Musikschule geworden.

Welche Musik hören Sie privat?

Stiefermann: Alles Mögliche, neben dem täglichen Radioprogramm höre ich gerne auch Vocaljazz und Latinmusic.

Obwohl Sie als Gastsänger auch an anderen Bühnen gefragt sind, bleiben Sie Wuppertal seit 2001 treu. Was hält Sie?

Stiefermann: Ich bin ein Freund des Ensemble-Theaters. Es macht mir Freude, mit denselben Kollegen unterschiedliche Opern zu erarbeiten und zu gestalten. In Gastproduktionen trifft man oft auf immer neue Kollegen. Obwohl man mit der Zeit viele kennt, arbeitet man im Ensemble doch vertrauter mit den Kollegen. Außerdem habe ich so die Möglichkeit, neue Stücke in einer mir bekannten Umgebung auszuprobieren, und man darf sich auch mal Stücke wünschen, die man gerne einmal singen würde. Die Mischung aus meiner Arbeit in Wuppertal und den Gastauftritten ist für mich ziemlich optimal.