Kein Leisetreter: Koreaner nutzt Wuppertal als Sprungbrett
Seung-Kwon Rhee schwärmt davon, wie ruhig es in Deutschland ist. In der Musikhochschule gilt er als Ausnahmetalent.
Wuppertal. Wunderbar leise sei es hier in Deutschland, sagt Seung-Kwon Rhee. Kein Vergleich zu seiner südkoreanischen Heimat, wo ständig Lärm herrsche und viele Menschen auf engem Raum leben. "Deshalb möchte ich eigentlich lieber in Europa bleiben", sagt der 31-Jährige.
Mitte Februar legte der Klarinettist an der Wuppertaler Abteilung der Kölner Musikhochschule sein Konzertexamen ab - den höchsten Abschluss, den Musikhochschulen zu vergeben haben. Derzeit ist er in seiner Heimat und spielt bei Orchestern vor.
Ein deutsches Orchester kommt für ihn nicht in Frage: Er spielt eine Klarinette französischer Bauart, in Deutschland hingegen wird meist das deutsche System verlangt. Beide klingen etwas unterschiedlich und werden verschieden gegriffen.
Zur Klarinette kam Rhee über eine kleine Nachbarin, die ebenfalls mit dem Instrument begonnen hatte. "Ich folgte ihrem Beispiel." Da die Mutter ebenfalls an der Musikschule unterrichtete, kam Seung-Kwon Rhee als Kind viel mit Musik in Berührung, spielte viel nach Gehör nach.
Nach Deutschland emigrierte der Student vor fünf Jahren, weil es so viele deutsche klassische Komponisten gibt. Vorher hatte er schon in Korea ein Baccelor auf der Klarinette abgelegt und dann einige Jahre in den USA verbracht. Seine Schwester, eine Sängerin, studierte jedoch schon länger in Köln. Ihr Ehemann spielt Cello bei den Düsseldorfer Symphonikern. Also kam Seung-Kwon Rhee nach Nordrhein-Westfalen und wohnte mit seiner Schwester und seinem Schwager in einer Wohnung. Deutsche Freunde hat er kaum gefunden an der Wuppertaler Musikhochschule, er spricht auch kaum Deutsch und verständigt sich mit seinem Lehrer Wilfried Roth-Schmidt auf Englisch.
"Er ist sehr aufgeschlossen und arbeitet sehr selbstständig", lob der Dozent seinen Schüler. Sehr zielstrebig habe er sich weiterentwickelt, habe zusätzlich Es-Klarinette und Bass-Klarinette geübt, um fürs Orchesterspielen gut vorbereitet zu sein. Wenn neben dem Üben noch Zeit bleibt, holt Seung-Kwon Rhee die Gitarre hervor. "Da singe ich dann Popsongs. Gerne mag ich etwa Eric Clapton", erzählt er.