Kinder- und Jugendtheater: Jugendliche mimen kafkaeske Angeklagte

Kinder- und Jugendtheater zeigt Kafkas „Prozess“ im Berufskolleg Elberfeld.

Wuppertal. Zehn Monate lang hatte das Ensemble des Theaterclubs Lampenfieber geprobt und zeigte am Freitag in der Aula des Berufskollegs Elberfeld ihre Interpretation des berühmten Romans von Franz Kafka. Jugendliche ab Jahrgangsstufe 9 können den Kurs besuchen und an der Inszenierung von Theaterstücken mitwirken.

Bühne, Requisiten und Kostüme waren in den Farben weiß und schwarz gehalten und ließen den Zuschauer in die kalte Welt eines Angeklagten tauchen. Josef K., der Protagonist der Geschichte, wacht am Morgen seines 30. Geburtstages auf und wird verhaftet. Weder er noch die Beamten und Mitarbeiter des Gerichts wissen, warum. K. versucht im Verlauf des Stückes auf eigene Faust herauszubekommen, was ihm vorgeworfen wird. Dabei verirrt er sich immer mehr in den komplizierten Verstrickungen des Gerichts.

Gespielt wird Josef K. von sechs verschiedenen Mitgliedern des Ensembles, die jeweils für einige Szenen die Rolle übernehmen. „Josef K. kann jeder sein. Es gibt unzählige Fälle, in denen Menschen zu Unrecht angeklagt werden“, sagt Regisseurin Annegret Calaminus. Außerdem sollten viele Jugendliche die Chance haben, diese charakterstarke Rolle zu spielen und sie gleichzeitig beobachten zu können.

„Ich bin begeistert von der Interpretation eines Romans, den man nur noch in blasser Erinnerung hat. Ich habe Kafka in der Schule gelesen und war damals noch nicht so fasziniert“, sagte eine Zuschauerin.

Nicht auf den ersten Blick ist die Aktualität des Stückes zu erkennen. Wer ist Schuld? Wer entscheidet darüber? Fangen wir sogar an, uns schuldig zu fühlen, ohne zu wissen, wofür? Diese Fragen beschäftigen junge Leute und sie können sich mit der Thematik Kafkas identifizieren.

„Ich freue mich über eine gelungene Premiere. Die vielen Proben haben sich sehr ausgezahlt“, sagt Lars Emrich, der zusammen mit Annegret Calaminus Regie führte. „Der Prozess“ biete eine breite thematische und darstellerische Vielfalt für die Jugendlichen.