Klezmer: Musik mit magischer Kraft

Seit zehn Jahren organisiert Roswitha Dasch ein Klang-Festival, das am Donnerstag eine Neuauflage in der Färberei erlebt.

Wuppertal. Schon seit Abiturszeiten ist Litauen ihr Thema, beschäftigt sie sich mit jüdischer Geschichte und hat ihr Herz an Klezmer verloren: Roswitha Dasch.

Vor zehn Jahren kam der Musikerin die Idee, mit den Kollegen ein Festival zu veranstalten. "Die Resonanz war überwältigend", erinnert sie sich. Aus dem als einmaliges Konzert geplanten Ereignis hat sich ein jährlich wiederkehrender Termin etabliert: das Klezmer-Festival.

Die Teilnehmerliste liest sich prominent. Musikwissenschaftler Anton Molenaar war anlässlich der "Jüdischen Kulturtage" mit von der Partie, zum Freundschaftskonzert spielten A Tickle in the Heart, Trio und Chor der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal unter der Leitung Rokell Vereninas waren dabei, die amerikanische Gruppe Brave old World, Manfred Lemm und die Gruppe Klezmertal, Marija Krupowies, Literaten wie Michael Zeller oder Dariusz Muszer - und natürlich Roswitha Dasch mit Katharina Müther.

Wichtig war und ist Dasch die Mischung aus "lokalen Künstlern und ausländischen Gästen", das Ergebnis war stets eine "schöne Verbindung verschiedener Facetten", die Klezmer vielseitig zum Klingen brachten.

Von den hebräischen Herleitungen des Wortes ("ein Gefäß, in dem das Lied schwingt") bis zum korrekten Plural (Klezmorim), phonetischen Exkursen (",Klezmer’ spricht man mit weichem ‚S’") und natürlich der Bedeutung bei den osteuropäischen Juden kennt sich die Geigerin aus.

"Berühmte Klezmorim konnten besonders gut improvisieren und verzieren", erklärt sie die Musik, die nicht nur als Tanzmusik mit den Instrumenten Tsimbel, Geige und Bass auf jüdischen Hochzeiten fungiert, sondern rituelle Handlungen begleitet. "Es ist die magische Kraft, die dich rühren kann", schwärmt sie von der "Familientradition": "Lieder wurden nicht notiert, sondern per Gehör weiter gegeben."

Aus der Beschäftigung zieht sie auch soziale Konsequenzen: 1997 gründete sie einen Verein zur Unterstützung ehemaliger KZ-Häftlinge, aus ihrer Ausstellung mit Porträts Ghetto-Überlebender entstand der Dokumentarfilm "Sage nie, du gehst den letzten Weg: Der Genozid an den litauischen Juden".

"Das Festival ist mir eine Herzensangelegenheit", sagt Dasch. Was sie macht, macht sie richtig. Folgerichtig liebt sie auch ihren Brotberuf an der Bergischen Musikschule. "Glücklicher kann man’s gar nicht treffen."

Als "ungeheuer flexibles und kooperationsbereites Team" lobt sie "vor allem den Streicherbereich", dessen Fachleiterin sie inzwischen ist. Und kommt sofort aufs Klezmer-Festival. Diesmal spielen Schikker wi Lot aus Berlin, Di Galitzyaner Klezmorim und auch wieder Roswitha Dasch selbst mit Partnerin Katharina Müther.