Knefs Rosen regnen in Cronenberg
Ingeborg Wolff ist mit einem Knef-Abend im TiC zu Gast.
Wuppertal. Ingeborg Wolff versucht erst gar nicht, die Knef zu sein. Sie kommt von hinten, mit ihrer bekannten Kurzhaarfrisur, und plaudert erst einmal aus dem Nähkästchen. "Mein Verfallsdatum ist abgelaufen", stöhnt sie, die gerade in den Ruhestand verabschiedet wurde, und fügt gleich hinzu: "Ich habe das Gefühl, ich habe die Lehrzeit beendet und gehe jetzt ins Leben." Sofort hat sie das Publikum umgarnt.
Nach ihrem umjubelten Hildegard-Knef-Abend bei den Wuppertaler Bühnen ist die Grand Dame des Wuppertaler Theaters jetzt mit "Ich brauch’ Tapetenwechsel" im TiC zu Gast. Das Atelier Unterkirchen bietet das ideale Ambiente für den Chanson-Abend: Der Raum mit den vielen kleinen Lichtern an der Decke und dem roten Leuchtrahmen um die Bühne strahlt Glamour, aber auch Intimität aus. Ingeborg Wolff kann sich auf die Stufen setzen und durch den Saal wandern, und trotzdem sieht und hört man sie überall.
Zusammen mit dem musikalischen Leiter des TiC-Theaters, Stefan Hüfner, zeichnet sie ein einfühlsames Bild der Schauspielerin, Sängerin und Autorin. Nahtlos fügt sie Erzählungen über das Leben der Knef, Gedichte und die bekannten Lieder wie "Von nun an gings bergab" oder "Ich zieh mich an und langsam aus" aneinander. Sie spielt mit den Tönen, den Nuancen, den Zwischentönen, holt alles aus diesen Texten heraus. Schroff kann Ingeborg Wolff klingen oder hoffnungsvoll, fragend und desillusioniert. Immer wieder hält sie inne, hebt einzelne Worte hervor, unterstreicht sie mit Gesten. Vom Leben Knefs erfahren die Zuschauer nur das Nötigste; aber die Lieder gehen unter die Haut.
Hüfner schafft dazu geschmeidige Übergänge, fügt schon die ersten Töne zu den Gedichten hinzu, spielt aufmunternd, quirlig, dann wieder streng oder lebenslustig. Nach einer guten Stunde schon ist das Duo am Ende der Hildegard-Knef-Ära angekommen.
Natürlich folgen drei Zugaben, und ebenso natürlich ist darunter auch der Hit "Für mich solls rote Rosen regnen". In den herzlichen Beifall mischt sich nur die leichte Wehmut, dass der Abend schon zu Ende ist.