Letzter Jubel vor der Sommerpause

sinfoniekonzert Das Orchester wird beim (Musik-)Finale gefeiert.

Wuppertal. Alleine mag er den Jubel des Publikums gar nicht entgegennehmen: Immer wieder bittet der junge Geiger Edoardo Zosi den Dirigenten Toshiyuki Kamioka um Geleitschutz. So viel Bescheidenheit ehrt den erst 20-Jährigen, der im zehnten und damit letzten Sinfoniekonzert der Saison den Solopart in Peter Tschaikowskys D-Dur Violinkonzert (op.35) übernimmt.

Dabei ist das Konzert gefürchtet wegen seiner enormen technischen Anforderungen. Wirken die halsbrecherischen Läufe mit Oktaven-Ketten und Doppelgriffpassagen in extrem hohen Lagen sicher, manchmal aber noch ein wenig harsch gestrichen, überzeugen die melodischen Parts in hohem Maße: Zu hören sind weich gezeichnete Kantilenen, auch in komplexen Flageolett-Abschnitten überaus sauber, sanft gestrichene und tief empfundene Melodien, denen der junge Virtuose nachlauscht.

Zosi füllt seine Solistenrolle kompetent aus. Ihm schmeichelt sein wundervolles, in der Tiefe verhalten und warm tönendes, in der Höhe strahlend, aber niemals schrill klingendes Guadagnini-Instrument von 1757. Es kommt seiner schlanken Tongebung entgegen und klingt auch im Pianissimo tragend und gehaltvoll. Die Sinfoniker, mit wenig Blech besetzt, stützen den jungen Solisten wunderbar, begleiten ihn vorsichtig, treten mit ihm in unaufdringliche Dialoge. In der Kadenz gegen Ende des ersten Satzes spielt Zosi nochmal sein ganzes Können aus, das die Zuhörer nach dem Schluss-Satz begeistert beklatschen.

Tschaikowskys fünfte Sinfonie in e-Moll steht danach auf dem Programm. "Schicksalssinfonie" wird sie auch genannt, doch sollte man Programmatisches nicht überbewerten angesichts der farbigen Fülle an musikalischen Gedanken und ihrer komplexen sinfonischen Strukturierung.

Kamioka führt sein Orchester weise und weitsichtig. Tiefe Klarinetten und die tiefen Streicher klagen weich das Trauermotiv des ersten Satzes, das das ganze Werk durchzieht. Lyrisch schwärmt das Horn im "Andante cantabile", immer wieder treten Holzbläser in herausragende solistische Rollen. Langsame Tempi fördern die Transparenz, feine dynamische Stufen steigern die Spannung. Wie spritzende Fontänen perlen Läufe über wogendem Walzerteppich der Streicher im luftigen dritten Satz "Valse", ehe das Finale majestätisch und strahlend einbricht. Mit stehenden Ovationen entlässt das Publikum "sein" Orchester und "seinen" Dirigenten in die wohl verdiente Sommer-Sinfonie-Pause.