Lidia Epshtein zeigt Seidenmalerei im Rathaus
Die Künstlerin befasst sich mit jüdischer Kultur, Karneval und Stadtansichten aus Venedig. Die Ausstellungen beim OB wechseln.
Barmen. Das Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters versteht der Erste Bürger der Stadt Wuppertal selbst als öffentlichen Raum. Deswegen möchte er diesen auch für die Öffentlichkeit nutzen. Und so gibt er Wuppertaler Künstlern die Gelegenheit, ihre Werke einer anderen Öffentlichkeit zu zeigen — eben jener aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und allen möglichen Gruppen aus der Zivilgesellschaft.
Aktuell hängen Werke von Lidia Epshtein im Arbeitszimmer und Vorzimmer von Andreas Mucke. Die Künstlerin, die aus der Ukraine stammt und seit 20 Jahren in Wuppertal lebt, zeigt Seidenmalerei. Das sei praktisch für solche Ausstellungen: Die Seidenrollen seien leicht zu transportieren, sagt sie.
An der langen Wand gegenüber der Tür sind lange Seidenteppiche zu sehen, die Bilder vom Karneval zeigen — vor dem Kölner Dom und einer der Reiterstatuen an der Hohenzollernbrücke. Daneben sind Szenen aus dem Karneval in Venedig zu sehen. Die unterschiedliche Auslegung des Brauches habe sie fasziniert, erzählt die Künstlerin.
Venedig, wo sie 2014 auch ausgestellt hat, ist auch das Thema der Kunstwerke im Vorzimmer des Oberbürgermeisters. An der Wand hängen Seidenstreifen in Fotofilm-Optik — einzelne Bilder in einer Reihe, die wie Negativaufnahmen aussehen. Die seien wirklich aus Fotos entstanden. „In Venedig kann man sich schlecht hinsetzen und an einer Ecke malen“, sagt die studierte Künstlerin. So habe sie ihre Aufnahmen als Vorlage genommen.
Weitere Bilder befassen sich mit der jüdischen Kultur und Geschichte. Im Zimmer des Oberbürgermeisters gibt es Werke, die die Wanderung durch die Wüste zeigen ebenso wie den Chanukka-Kerzenständer — auf einem Boot in Venedig, wo vor 500 Jahren das erste jüdische Ghetto entstand. Die Bilder Epshteins sind Teil einer Reihe über Venedig, erzählt sie. Die jüdische Geschichte sei damit verbunden.
Die Werke sind alle auf Seide gemalt - entweder hängend oder auf eine Leinwand gespannt. Die Künstlerin nutzt nicht nur Seide, sondern verarbeitet etwa auch Geldscheine und Ölfarbe. Andreas Mucke freut sich über die Bilder der Künstlerin, die insgesamt knapp drei Monate hängen sollen, bevor andere Leihgaben einziehen. „So habe ich immer andere Bilder im Arbeitszimmer“, sagt er. Das sorge für Abwechslung. Aber es sei eben auch eine Unterstützung lokaler Künstler. Epshtein wurde auf Initiative des Kulturbüros eingeladen. ecr