Märchenhaft: Ali Baba erobert das Tal

Deutsche Erstaufführung: Die Oper „Ali Baba und die 40 Räuber“ lebt von sprachlichem Witz, fesselnden Rhythmen und fantastischen Einfällen. Sänger wie Sinfoniker glänzen.

Wuppertal. Es ist schlecht, wenn man das Zauberwort nicht mehr weiß, um aus der Räuberhöhle mit dem riesigen Schatz wieder hinaus zu kommen. Ali Babas Bruder Kasim muss den Gedächtnisverlust mit dem Leben bezahlen.

Wahrlich märchenhaft geht es im Opernhaus bei der Premiere der Oper „Ali Baba und die 40 Räuber“ zu: Die orientalische Silhouette mit Minaretten und Zwiebelturm-Kuppeln ziert der Halbmond. Die Kostüme der Frauen wetteifern in Mustern und Farbenpracht. Und die wilden Räuber sind in lumpige Kaftane und pludrige Hosen gekleidet. Schnabelschuhe tragen sie und sehr individuelle Kopfbedeckungen: Als Frauenschar und Räuberbande bereichert der Opernchor (Leitung Jens Bingert) mit flottem Spiel und starken Stimmen das Geschehen.

Nur der Räuberhauptmann (Michael Tews mit prächtigem Bass, der bis in tiefste Regionen reicht) sticht mit dem glänzenden, türkisfarbenen Turban hervor. Und in der versenkbaren Räuberhöhle glitzert und funkelt es, wenn man das Zauberwort „Sesam öffne dich“ kennt (Bühne und Kostüme: Markus Pysall).

Ali Baba ist ein einfacher Mann, mit Hemd und wollener Weste gekleidet. Ünüsan Kuloglu singt ihn mit Freude, Leidenschaft und machtvollem Tenor von großer Lagenbreite. Stolz bringt er seiner Frau Ayse (Arantza Ezenarro mit stark timbriertem Sopran) etwas vom gefundenen Schatz.

Aber sein reicher und mit weißem Turban vornehm gekleideter Bruder Kasim (Olaf Haye mit präsenter und freier Stimme) und seine Frau Zeynep gieren nach mehr. Joslyn Rechter verwaltet diese Rolle perfekt mit ihrem eindringlichen Mezzo.

Ali Babas Sohn Abdullah (Miljan Milovic) und die Sklavin Nurcihan (Banu Böke) werden schließlich mit des Vaters Segen ein Paar und überzeugen mit sicherem Gesang und ausdrucksvollem Spiel.

Wie in jedem Märchen fesseln die fantastischen Einfälle. Johannes Weigand gelingt es in seiner Inszenierung der deutschen Erstaufführung, Sprachwitz, Humor und Spannung zu erhalten. Er spielt mit modernen und traditionellen Elementen — mit Projektionen ebenso wie mit dem Puppenspiel.

Damit schafft er den Handlungsfortgang mit bildnerischen Mitteln, was jedoch manchmal viel Zeit für Umbauten benötigt. Aber auch lange Texteinblendungen beschreiben Inhalte.

Das behindert zwar den Spielfluss, spart aber weitere verbale Textpassagen im Musikgeschehen. Denn das ist ebenso vielfältig wie eindrucksvoll: Der anwesende Komponist Selman Ada, der zusammen mit seinem Librettisten Tarik Günersel den tosenden Applaus am Ende entgegen nimmt, schafft eine pikante Mischung aus türkischer Volksmusik mit fesselnden Rhythmen in Räuberchören und Tanzliedern und duftigen Balladen, Liebesliedern oder morbidem Walzer mit westlicher Harmonik. So grummeln etwa die Bläser düster über schrägen Celli, wenn man Kasims Tod betrauert — wie ein fremder Trauermarsch klingt das.

Das Wuppertaler Sinfonieorchester ist unter Florian Franneks Leitung mit hörbarem Spaß bei der Sache und ist den Sängern ein solider Partner.

Inszenierung: Vier von fünf Punkten

Ausstattung: Fünf von fünf Punkten

Ensemble/Orchester: Fünf von fünf Punkten