"Mein Lieblingsbild": Die klare Kunst der Körperbeherrschung
Gerhard Finckh macht den Anfang der neuen WZ-Serie: Der Museumsleiter schwärmt von Ferdinand Hodlers „Holzfäller“.
<strong>Wuppertal. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das behauptet zumindest der Volksmund. Keine Frage: Im Idealfall spricht ein Bild für sich, ist ein Blickfang mit einer klaren Botschaft oder weckt wilde Assoziationen. Zwar sprechen in einer neuen WZ-Serie (natürlich) keine Bilder - dafür aber Wuppertaler, die verraten, was sie an einem ganz bestimmten Werk fasziniert.
Denn ein Bild sagt allerhand aus - über die Zeit, in der es entstanden ist, über den Maler, der es mit viel Fingerspitzengefühl geschaffen hat, aber auch über den Menschen, der es betrachtet, über seine Sehnsüchte, Vorlieben, Visionen.
Aber das Bild erzählt nicht von blindwütigem Abholzen, sondern von Körperbeherrschung und kontrollierter Aktion.
Plastisch - fast wie eine Skulptur - hebt sich der von der Wintersonne beschienene Holzfäller von einem gelblich-weißen Nebel-Hintergrund und vom Schnee ab, seine Arbeit an dem krumm gewachsenen Bäumchen wird seitlich von zwei gerade aufrecht stehenden Stämmen eingerahmt und begrenzt.
Zwischen diesen Stämmen und ihren blauen Schatten im Schnee ist sein Körper ganz gespannte Bewegung, gestreckt im weiten Ausholen, aber gleichzeitig konzentriert auf den exakten Punkt des Einschlags, des präzisen Treffens der Kerbe.
Und das ist es auch, neben seinen formalen Qualitäten, die auf die abstrakte Moderne vorausweisen, was mich an diesem Bild so fasziniert: Die Vorstellung, ein gesetztes Ziel nach genauer Kalkulation mit Schwung und Kraft erreichen zu können.