Pumuckl geht eigene Wege
Die Schauspielerin Anja Barth sucht neue Herausforderungen. Am Donnerstag verabschiedet sie sich aus dem Ensemble.
Wuppertal. Sie sieht aus wie der geborene Frechdachs. Die roten Haare sind nicht nur das erste, was an Anja Barth auffällt, sie sind auch ein schöner Beweis für (vor)schnelles Denken. Und damit für eine klare Vermutung: Wer mit einer solch glänzenden Kopfpracht gesegnet ist, muss auch im tiefsten Herzen so sein, wie es die äußere Mähne verspricht - feurig und kaum zu bändigen.
Das ist natürlich ein haariges Vorurteil, denn die Schauspielerin mit dem betörenden Augenaufschlag hat mehr zu bieten als eine äußerst reizvolle Optik.
Dass die 28-Jährige nicht nur reichlich Temperament, sondern auch viele Facetten ausleben kann, leise wie laute Töne kennt, hat sie vier Jahre lang an der Kluse bewiesen.
Als Anfängerin war das einstige Nesthäkchen ins Ensemble gekommen, nun verlässt sie es als gestandene Schauspielerin - aus freien Stücken. Der Abschied ist eine bewusste Entscheidung, die ihr nicht einfach gefallen sei, wie die Elberfelderin zugibt: "Ich habe mich an den Wuppertaler Bühnen sehr wohl gefühlt."
Jung, dynamisch, sympathisch: Das waren nicht nur viele der Figuren, mit denen sie sich in Wuppertal einen Namen gemacht hat. Auch privat ist sie ein Energiebündel - allerdings eines, das im Gegensatz zu so mancher Rolle, die Barth gespielt hat, nicht kopflos nach vorne prescht. Im Gegenteil: Sie geht, weil sie Angst hat, sonst möglicherweise an Temperament zu verlieren.
"Ich niste mich gerne ein, habe mich im Schauspielhaus wie in einem geschützten, familiären Kokon gefühlt und die Außenwelt vergessen", analysiert die gebürtige Ostdeutsche. "Jetzt bin ich dabei, sie wieder zu erforschen."
Dabei ist sie klug genug, um Pläne nicht vollmundig auszuplaudern, bevor ein Vertrag unterschrieben ist. Kein Geheimnis macht Barth hingegen daraus, dass sie neben anderen Theatern auch die Film- und Fernsehbranche kennen lernen möchte.
Und noch etwas darf verraten werden: Die Tochter eines Chemikers und einer Designerin, die in "einem Dorf bei Weimar" aufgewachsen ist, bleibt ihrer Wohnung an der Marienstraße treu.
Denn die Stadt ist ihr ans Herz gewachsen - genauso wie das Publikum. "Wenn man so eine so wahnsinnig positive Resonanz bekommt, wachsen einem Rollen natürlich besonders an Herz", sagt Barth und meint ihr Leben als Eliza ("My Fair Lady"), Anne Frank oder Hildegard Knef.
Und was macht die fotogene Künstlerin, wenn sie nicht selbst alle Blicke auf sich zieht? "Ich fotografiere - am liebsten im Zoo und im Botanischen Garten."
In den Supermarkt geht sie zwar ohne Kamera. Aber auch dort wurde sie schon angesprochen. "Das ist immer nett", freut sich die 28-Jährige. "Ich werde regelmäßig erkannt. Es gibt viele treue Theaterfans, die mir dann erzählen, in welcher Rolle sie mich schon gesehen haben."
Das liegt natürlich nicht allein an der roten Mähne. Die Haare sind zwar das erste, was auffällt, aber längst nicht alles, was man von Barth in Erinnerung behält.