Wuppertaler Bühnen: Kleine Sänger – großer Spaß
Probenbesuch bei den Bühnen: 40 Talente lernen das „I“ und „U“ des Singens. Morgen feiern sie mit „Otello“ Premiere.
Wuppertal. Seit Januar besteht der Kinderchor der Wuppertaler Bühnen. Nach einem Aufruf in der WZ meldeten sich 40 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren mit Spaß am Singen und am Theater. Die WZ besuchte eine Probe zur Verdi-Oper "Otello", wo der Chor zum ersten Mal auftritt.
17 Uhr: Die Kinder stehen im Halbkreis erwartungsvoll im Raum der Probenbühne des Schauspielhauses. Opernchor-Leiter Jaume Miranda schlägt auf dem Klavier die Töne an. Stimmbildnerin Angelika März, selbst Sängerin im Opernchor, stimmt die ersten Tonfolgen an.
17.10 Uhr: "U gomi gomi sa u gomi" klingt es aus 40 Kinderkehlen, dabei schnipsen und klatschen die Kinder begeistert im Takt. Immer einen Ton höher klettert die kleine Melodie aus sinnlosen Silben - kein Problem für die Jungen und Mädchen.
17.20 Uhr: "U gomi" klingt es weiter und "Joja" und "Die Sonne". Nun geht es um Artikulation und Intonation: ganz kurz singen, ganz leise und geheimnisvoll singen, immer schön nach oben singen. "Denkt euch, das I liegt tief drinnen im U." Richtiges Atmen in den Bauch ist angesagt und: Nicht die Arme verschränken, damit der Ton klingen kann.
17.30 Uhr: Die Kinder singen die erste Zeile ihres Opern-Liedes: "T´of - fria-moil-gi-glio" (Wir bringen dir heut den Lilienstab). Miranada lässt die schwierigen Wörter üben: "Man-to" und "San-to" heißt es - und "Splen-do-no" und "Scen-do-no": "Dazwischen dürft ihr nicht atmen!"
17.40 Uhr: Die Kinder singen die drei Strophen ihres Liedes. Es klappt gut, die Stimmen klingen sauber, der schwierige italienische Text sitzt. Der Chorleiter ist begeistert und lobt die Kinder.
17.45 Uhr: Pause. Die Kinder toben, laufen ins Freie, das Fenster wird geöffnet. Einige stehen oder sitzen auf dem Boden, essen und trinken etwas, unterhalten sich. Maja (10) und Jennifer (11) sind dabei: "Uns macht das hier großen Spaß. Wir singen auch im Schulchor unseres Gymnasiums, aber das müssen wir wohl aufgeben. Es wird zuviel, weil wir auch noch Oboe und Geige lernen", erzählen sie.
18 Uhr: Stimme aus dem Lautsprecher: "Die Damen und Herren des Opernchores und der Kinderchor bitte auf die Bühne." Eilig huschen die Kinder durch die verworrenen Gänge. Und dann stehen sie zum ersten Mal auf der großen Bühne.
18.10 Uhr: Opern-Regisseur Johannes Weigand begrüßt die Kinder: "Wisst ihr, wo ihr steht?" Schüchterne Antwort: "Auf der Bühne." "Das sind die Bretter, die die Welt bedeuten", korrigiert er. Das wird er noch oft tun. Und er warnt vor dem Orchestergraben: "Bleibt hinter der weißen Linie. Dass ihr mir da nicht reinfallt!"
18.20 Uhr: Otello im weißen Jackett hat das Schwert gepackt. Jago, in Turnschuhen und Jeans, schmettert sein "Credo" am Anfang des zweiten Aktes. Nach seinem Parlando treten die Kinder wie eine Schulklasse auf. Angelika März vorweg, sie winkt ihnen: Kommt, kommt. Der Regisseur ist nicht zufrieden: Die Vorderen dürften nicht rennen und der Opernchor müsse mit einer Lücke stehen - das sei wichtig für den Klang.