München ruft: Cornel Frey singt sein letztes Lied im Tal

Der Schweizer verabschiedet sich aus dem Ensemble. Aus dem Anfänger ist ein Publikumsliebling geworden.

Wuppertal. Herr Frey, Sie haben sich in Wuppertal sechs Jahre lang in die Herzen der Zuschauer gesungen. Weshalb zieht es Sie nun nach München?

Cornel Frey: Ich hatte bis jetzt nicht den Drang, an eine andere Bühne zu wechseln. Ich habe mich in Wuppertal sehr wohl gefühlt. Es waren sechs tolle Lehrjahre. Jetzt ist es aber an der Zeit, dass ich neue Herausforderungen annehme. Und einen Ruf aus München kann man nicht ausschlagen.

Frey: Das läuft über Agenturen. Es gab drei Termine, an denen jeweils zehn bis zwölf Bewerber vorgesungen haben.

Frey: Ja, schon. Als ich vom Vorsingen kam, wollte ich erst über den Marienplatz gehen. Das habe ich dann aber doch gelassen. Ich dachte: Nachher ist die Enttäuschung zu groß.

Frey: Das war schon ein Kulturschock. Wuppertal ist eine kriegsverletzte Stadt. Das kennen wir in der Schweiz nicht. Bei uns gibt es nur intakte Altstädte.

Frey: Nein, das würde ich nicht sagen. Der typische Schweizer geht mit Scheuklappen durch seine kleine Schweiz. Durch meine Zeit in Wuppertal habe ich einen Blick von außen bekommen. Das ist sehr heilsam und lehrreich.

Frey: Dass man am besten immer einen Regenschirm in der Tasche hat. Nein, im Ernst: Es waren natürlich sechs prägende Jahre. Ich habe hier als Anfänger begonnen und konnte mich entwickeln.

Frey: Meine kleine kuschelige Wohnung auf dem Ölberg. Den Laurentiusplatz - dort frühstücke ich am liebsten draußen. Und vor allem die Kollegen und die familiäre Atmosphäre an den Wuppertaler Bühnen. Auch internationale Gäste, die bei uns auftreten, sagen: Es ist schon etwas ganz Besonderes, dass sich das Wuppertaler Ensemble so gut versteht.

Frey: Ja, zum Ensemble gehören 40 Kollegen. Das ist schon eine andere Hausnummer.

Frey: "Orpheus in der Unterwelt" - da bin ich Orpheus. "Die Zauberflöte" - dort spiele ich den Monostatos. Und beim "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" bin ich Fatty.

Frey: Die Knusperhexe in "Hänsel und Gretel". Toll fand ich auch, dass ich mich aus Wuppertal unter anderem als Tamino verabschiede. Da schließt sich ein Kreis, denn "Die Zauberflöte" habe ich schon in Luzern aufgeführt - mit dem Knabenchor. Damals war ich der 1. Knabe.

Frey: Wir haben viel Spaß. Ich kenne das Comedian-Harmonists-Repertoire sehr gut. In der Schweiz hatte ich eine eigene Truppe: Les Garçons. Das waren sechs Männer aus dem Knabenchor, und wir haben mit viel Freude auch Lieder der Comedian Harmonists gesungen. Eines unserer Arrangements ist jetzt sogar Teil der Wuppertaler Inszenierung.

Frey: Das ist natürlich toll. Ich habe zwar auch das Schauspielhaus gemocht, aber im Opernhaus ist das Gefühl ganz anders. Man steht auf der Bühne, sieht die hohen Ränge und spürt die tolle Akustik. Da klingt die Stimme von selbst.

Frey: Britten ist einer meiner drei Leitsterne - neben Bach und Schubert. Er begleitet mich schon, seit ich klein bin. Und die Canticle I hat eine ganz besondere Bedeutung für mich. Der Titel passt perfekt: "Mein Liebster ist mein und ich bin sein." Zwei Tage vor dem Liederabend heirate ich meinen Freund Christoph.

Frey: Ja, doch, das gebe ich gerne zu. Außerdem habe ich noch keine Wohnung in München. Eine zu finden, dürfte die erste Herausforderung werden.