Neue Wege für den großen Chor
Die 130 Sänger der Konzertgesellschaft singen in der neuen Saison fast nichts aus ihrem Repertoire.
Wuppertal. „So viel Neues hatten wir wohl noch nie im Programm — nämlich fast alles“, sagt Ronald Frowein, Sprecher des Chors der Konzertgesellschaft. Das werde eine umfangreiche Aufgabe für den neuen Chorleiter Georg Leisse. „Aber wir freuen uns alle auf dieses spannende Neuland.“ Der Grund für die geballten Neuheiten liegt in der aktuellen Situation beim Sinfonieorchester.
„Normalerweise macht der Generalmusikdirektor das Programm für unsere Chorkonzerte“, erläutert Frowein. „Wir können Wünsche äußern, die auch meist berücksichtigt werden.“ Doch als die Saison geplant wurde, hatte Wuppertal keinen Generalmusikdirektor (GMD) — die Entscheidung für Julia Jones fiel erst im April.
Daher haben Orchestermanager Klemens Schmitzer und Lutz-Werner Hesse, Direktor der Musikhochschule, nicht nur das Programm fürs Sinfonieorchester, sondern zugleich für den Chor der Konzertgesellschaft aufgestellt, der zweimal im Jahr mit dem Orchester in der Stadthalle auftritt.
In Wuppertal ist der Chor wieder am 25. Dezember zu hören — in diesem Jahr nicht mit einem großen Oratorium, sondern mit weihnachtlichen Werken der britischen Chorkomponisten Ralph Vaughan Williams (1872 — 1958) und John Rutter (geb. 1945).
Das zweite städtische Konzert des Chores mit Werken von Berlioz und Schubert wird am 18. Juni die neue GMD Julia Jones leiten — „darauf ist der Chor besonders stolz, weil sie in der kommenden Saison nur vier Konzerte selbst leiten wird“, so Ronald Frowein.
Die rund 80 Sängerinnen und 50 Sänger sind Ende Mai auch an dem Sonderkonzert beteiligt, mit dem die Sai-Symphony ihre europäische Erstaufführung erlebt — ein interkulturelles Werk mit indischen, afrikanischen und europäischen Solisten von Mike Herting. „Das ist uns natürlich völlig unbekannt“, sagt Frowein. „Wir haben aber eine Hörprobe bekommen und den Eindruck gewonnen, dass es für den Chor nicht so wahnsinnig anspruchsvoll ist.“
Dennoch erfordert auch dieses Konzert eine Neueinstudierung — „das macht Spaß, ist aber anstrengend. Wir müssen noch mehr auf die Probendisziplin achten — dass wirklich immer alle kommen.“ Zudem geht der Laienchor auf zwei Konzertreisen — „das haben wir früher nicht so häufig gemacht“, sagt Frowein. Im November fährt der Chor nach Genf und singt mit dem Cercle Bach Genève das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms in der Victoria-Hall — das einzige Stück der gesamten Saison, das zum Repertoire zählt.
Das Jahr 2017 beginnt für rund die Hälfte des Chores mit einer Reise nach Lodz in Polen. Der Solitude-Chor aus Stuttgart erinnerte sich an eine gute Zusammenarbeit mit den Wuppertalern bei einem Konzert am Gardasee vor einigen Jahren. Da das Werk „I believe“ von Zane Zalis, ein Stück zum Holocaust, eine große Besetzung verlangt, „haben sie uns gebeten, an der Aufführung in Lodz mitzuwirken“.
Zum Saisonabschluss wartet eventuell noch ein Zückerchen: Der Chor der Konzertgesellschaft wirkt möglicherweise auch beim Open Air-Konzert des Sinfonieorchesters im Juli auf dem Laurentiusplatz mit.