Pater Brown erobert das Leo-Theater
Christiane Breucker führt Regie.
Frau Breucker, spätestens seit den Verfilmungen mit Heinz Rühmann ist Pater Brown bekannt und beliebt. Wollen Sie im Leo-Theater Nostalgie wecken — oder ganz neue Akzente setzen?
Christiane Breucker: Natürlich wird „Ein Fall für Pater Brown“ den Leo-Stempel haben, aber es gibt ein Wiedersehen mit der literarischen Figur, die zwar bekannt ist, die jedoch einen neuen Fall lösen muss. Mich hat der Mensch „Pater Brown“ sehr berührt: Auf der einen Seite ist da der warmherzige, verstehende und gütige Charakter — auf der anderen Seite sein scharfsinniges Gespür fürs Kriminalistische. Dabei ist Pater Brown kein Superhirn, sondern er hat die Gabe, seine Mitmenschen ganz genau zu beobachten. Und er kann sich sehr gut in sie hineindenken. Es ist spannend, dabei zuzuschauen, wie der Drahtseilakt, beides miteinander zu kombinieren, gelingt — und das gespickt mit einer guten Prise Humor. Bei diesem Pater kann man viel lachen.
Was wird den Wuppertaler Pater ausmachen?
Breucker: Wenn man versucht, Heinz Rühmann oder auch Josef Meinrad nachzuahmen, die ja beide in der Rolle des Pater Brown brilliert haben, hat man direkt verloren. Beide sind einzigartig und in ihren Rollen unnachahmlich. Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass unser Pater Brown, Herbert Ruhnau, eigene Akzente setzt, sozusagen seinen Pater Brown auf die Bühne bringt — nicht als Rühmann, nicht als Meinrad, sondern als verschmitzt-gewitzter Ruhnau, eben, wie Sie sagen, als „Wuppertaler Pater“. Diese Freiheiten habe ich ihm gegeben. Er verkörpert diese liebenswerte Figur mit seinen kleinen, menschlichen Eigenheiten. Gleichzeitig weckt er auch die Phantasie der Zuschauer, die ja quasi mit ihm gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen. Sie sind eigentlich immer mit ihm auf Augenhöhe, da sie alles auf der Bühne mitverfolgen können. Doch im entscheidenden Moment ist Pater Brown dem Publikum einen Schritt voraus. Und das alles — wie es sich für Pater Brown gehört — mit dem ihm so eigenen Augenzwinkern.
Haben Sie eine Lieblingsszene?
Breucker: Eine Lieblingsszene habe ich nicht. Für mich ist es sehr faszinierend, wie die einzelnen Charaktere in diesem Stück zusammenspielen. Zum Beispiel Pater Brown und seine Haushälterin, die schon etwas schrullig und schroff ist, aber das Herz am rechten Fleck hat. Oder der Pater und Kommissar Slack. Auf der einen Seite gibt es den genialen Brown, auf der anderen den eher hilflos erscheinende Slack. Auch wenn Pater Brown, der ja seinem Kontrahenten immer einen Schritt voraus ist, über ihn triumphiert, so tut er das, ohne gleich verletzend oder überheblich zu werden. Solche — ich nenne es einmal Begegnungen — gibt es viele in diesem Stück. Darin liegt für mich der besondere Reiz der Kriminalkomödie. Diese vielen kleinen Szenen lassen das Stück dann auch „leben“.