Philharmonie der Nationen zu Gast im Tal
Justus Frantz mit deutschen und israelischen Musikern in der Stadthalle.
Wuppertal. Vor 50 Jahren nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Das war angesichts der Grausamkeiten, die das Nazi-Regime dem jüdischen Volk angetan hatte, nicht selbstverständlich. Musikalisch wird dieser Geburtstag mit jeweils vier Konzerten in Deutschland und Israel gefeiert. Unter dem Dirigenten und Pianisten Justus Frantz schlossen sich Mitglieder der „Philharmonie der Nationen“ und der „Israel Sinfonietta“ (Frantz ist Chef beider Formationen) zu einer deutsch-israelischen Philharmonie zusammen.
Aus gutem Grund war Wuppertal eine Station — als Partnerstadt von Beer Sheva, der Heimat der „Israel Sinfonietta“. Außerdem ist die Partnerschaft das erste soziale und kulturelle Abkommen zwischen einer israelischen und einer deutschen Stadt, eingegangen im Jahr 1977.
Im Großen Saal der Stadthalle hatten die Sinfoniker mit dem Titel „Spring in the Negev“ ein abwechslungsreiches Programm auf den Notenpulten liegen — drei Highlights der Klassik und zwei Uraufführungen. Populär sind nach wie vor Beethovens Egmont Ouvertüre (op. 84) und die „Italienische“ Sinfonie Felix Mendelssohn-Bartholdys (seine vierte, op. 90).
Unter Frantz’ überschwänglicher Stabführung legte sich das Projektorchester mächtig ins Zeug und sorgte für beste Stimmung. Außerdem gab es Mozarts 20. Klavierkonzert in d-Moll (KV 466) mit Frantz in Personalunion als Dirigent und Pianist. Unter starker Verwendung des rechten Pedals ging er fingerfertig mit dem Konzertflügel um und ließ etwa Beethovens Kadenz des ersten Satzes in neuem Licht erstrahlen.
Für den frenetischen Beifall bedankte sich der Maestro mit einem kurzen leichten Stück Mozarts: „La tartine de beurre“ (das Butterbrot), Köchelverzeichnis 6 A, angeblich mit fünf Jahren komponiert.
Aufmerksam machten die frisch komponierten Stücke des deutschen Tondichters Johannes Motschmann („Echos and Instruments“) und Gilad Hochmans („Suspended Reality“) aus Israel. Da beide in Berlin leben, lag es Nahe, dass sie sich dort trafen und gegenseitig inspirierten. Entstanden sind zwei dichte, sensible Orchesterstücke, die von den Philharmonikern sehr differenziert gespielt wurden.
Stehende Ovationen waren schließlich der Dank für einen etwa zweieinhalb Stunden dauernden kurzweiligen Abend.