Pianistin und Orchester im dramatischen Dialog
Die Mozart-Spezialistin Anne Queffélec gastierte in Wuppertal und spielte mit dem Sinfonieorchester unter Leitung von Kamioka.
Wuppertal. Die Pianistin Anne Queffélec gastierte in Wuppertal: Zusammen mit dem Sinfonieorchester spielte die Mozart-Spezialistin am Sonntag das d-Moll-Klavierkonzert (KV 466). Nicht in Tastenlöwen-Manier, sondern fein ziselierend und vorwiegend weich im Anschlag gestaltete sie ihren Klavierpart. Der schwankte zwischen dramatischem Dialog mit dem Orchester, harmonischem Miteinander und selbstbewusstem Widerpart.
Die Pianistin in faltenreicher grauer Robe wusste die Stimmungsschwankungen des ersten Moll-Konzerts Mozarts empfindsam herauszustellen. Nur manchmal hätte man sich energischeren Zugriff gewünscht. Dirigent Toshiyuki Kamioka schien mit der Interpretation der Pianistin sehr einig, und mit sicherem Spiel schwelgte sein Orchester in der liedhaften, berückend schönen, „Romance“ die die Solistin mit mildem Ausdruck eröffnete.
Düsterer und auffahrend endet das Konzert in dem wirbeligen Rondo, das erst nach der virtuosen Kadenz wieder hell und im versöhnlichen Dur ausklingt. Wäre da nicht eine kühne Dissonanz des Soloinstruments, die den allzu glatten Mozart-Schluss wieder infrage stellt. Das Publikum erhielt nach langem Applaus von der Pianistin mit Scarlattis b-Moll-Sonate aus den „Essercizi per Gravicembalo“ (K 27) eine perlende Zugabe.
Kontrastreicher als mit Prokofjews fünfter Sinfonie B-Dur, op. 100 von 1944 nach der Pause konnte man das Programm nicht gestalten. Wenn man von den politischen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Entstehung absieht — Russland befand sich im Krieg und Prokofjew zeigt sich als Regime-Treuer — auch ohne diese Bezüge bleibt die Musik der viersätzigen Sinfonie atemberaubend und aufwühlend.
Heroisch schon das einleitende, umfangreiche „Andante“ mit mächtigem Blechinstrumentarium und markant auftrumpfendem Schlagwerk. Der zweite Satz zeigt den Gegenpol: Witzig und frisch jagte das Orchester durch die Musik voller rhythmischer und harmonischer Überraschungen. Auch wenn das „Adagio“ sanft wiegend beginnt — es mündet wieder über unruhig pochendem Grund in schreiende Streicher und heftigen Schlag- und Stampf-Rhythmus.
Endlich führte ein ganzes Klanggewitter im Finale zum energischen Schluss. Kein Zweifel: Prokofjews Fünfte ist ein gewaltiger Brocken Musik — nicht nur für Dirigent und Musiker, sondern auch für die Zuhörer, die in der fast ausverkauften Stadthalle vor Begeisterung tobten.
“ Das Konzert wird am heutigen Montag um 20 Uhr in der Stadthalle wiederholt.