Renate Flohr zeigt gesteppte Kunstwerke
Die Wuppertalerin stellt ihre Serie „Spielzeit“ bis 30. März im Opernhaus aus.
Wuppertal. Eine Steppdecke als Kunst? Was sich „Art-Quilt“ nennt, muss sich als eine Art textiles Gemälde noch gegen das Image eines Wandteppichs behaupten — in der amerikanischen Kunstszene ist er längst etabliert. Künstlerin Renate Flohr möchte der Skepsis deutscher Kunstliebhaber mit ihrer Leidenschaft für Textilien begegnen. Ihr Faible entdeckte sie in der Grundschule, als sie das Nähen lernte — der Grundstein war also schon früh gelegt.
Passend zum Jahreszeitenwechsel färbt Flohr alle drei Monate Stoffe in neuen Farbtönen. Die Planung ist für sie das A und O einer gelungenen Bildkomposition: So beginnt sie mit Schwarzweiß-Zeichnungen in klar strukturierten Rastern, legt die Farben fest und klebt zuvor ein Miniatur-Stoffbild, bevor sie es in die eigentliche Größe übersetzt und näht. „Ich verstehe mich eher als Grafikerin“, sagt Flohr. „Ich berechne genaue Winkel und lege mir ein genaues Raster an, bevor ich die Stoffe zuschneide.“ So auch bei ihren aktuellen Quilts zum Thema Waldwelten: Dafür machte sie zuerst Fotos von Gräsern und Aloe Vera und studierte deren Formen.
In ihrer aktuellen Ausstellung bringt Flohr ihre Sympathie für das Wuppertaler Tanztheater zum Ausdruck: „Ich wollte, dass das Schauspiel den Menschen auch optisch stärker in Erinnerung bleibt“, sagt sie. So entstand in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus ein besonderes Projekt: Monatsflyer mit dem Programm des Opernhauses verwandelte Renate Flohr in Papierquilt-Bilder, indem sie diese zurechtschnitt und mit Stoffen, Nadel und Faden zu bunten Kompositionen zusammenstellte. Die Serie „Spielzeit“ wird noch bis Ende März im Opernhaus ausgestellt.
Ihre textilen Art-Quilts bleiben jedoch ihre Passion, in die sie ihr ganzes Herzblut steckt, und damit allen Skeptikern trotzt. „Ich würde mir wünschen, dass der Art-Quilt in der Kunstszene stärker wahrgenommen wird und mehr Galerien und Museen bereichert.“
Flohr ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder, für die sie damals ihre Arbeitsstelle aufgab. Seit 1998 widmet sie sich dem Art Quilt nach Vorbildern wie Sophie Taeuber-Arp, im Pop-Art-Stil der 1970er-Jahre.