Soul-Urgestein: Heiner Schäfer singt „mit ganzer Seele“

Der Sänger hat sich die Soul-Musik auf die Fahne geschrieben. Mittlerweile steht er seit 50 Jahren auf der Bühne.

Foto: Fischer, A. (f22)

Wuppertal. Die Soul-Musik hat ihn nicht mehr losgelassen. Kein Wunder, wenn diese Musik einen packt — dabei kam der Gesang „mit ganzer Seele“, wie Heiner Schäfer sagt, etwas später. „Begonnen hat alles mit 14 Jahren. Damals lernte ich mit zwei Schulfreunden im Musikhaus Wessely in Barmen Gitarre spielen“, erzählt Schäfer. In diesem Jahr feiert er 50 Jahre als Sänger in verschiedenen Bands.

Die ersten Auftritte in den frühen 1960er-Jahren beim Soul-Meeting in der Stadthalle waren wohl prägend und der Beginn der lebenslangen Verbundenheit. 1965 war das Geburtsjahr der ersten Soul-Band. „’Just in Time’ nannten wir uns. Ich habe die Gitarre schnell an den Nagel gehängt und autodidaktisch Trompete gelernt. Gut, dass sie Anfang der 1970er-Jahre vom Tisch fiel“, sagt Schäfer schmunzelnd, „das war ein Fingerzeig. Denn daneben habe ich auch immer gesungen.“

Bis vor etwa fünf Jahren gab es die Band, mit der Schäfer „die ganze Soul-Palette rauf und runter“ gesungen hat: James Brown stand Pate, Otis Redding, Wilson Pickett. Und natürlich Joe Cocker. „Der Joe Cocker von Wuppertal“ sei er damals genannt, erzählt er nicht ohne Stolz. Heute heißt seine Band „Move The Groove“, aber daneben singt Schäfer noch in weiteren Bands: „Chameleon“ und „Soultown“ heißen sie, mal Funk-lastig, mal mehr am Rhythm and Blues oder Soul orientiert. Auch die Oldie-Band „Black Shadows“ ist dabei: „Die Leute rennen uns die Bude ein, wenn wir spielen. Die wollen die Songs aus ihrer Jugend hören und schwofen direkt los.“

Mit der Oldie-Band war Schäfer vor zwei Jahren in London. „Wir haben mit unseren Fans einen Bus gechartert und in den Londoner Clubs die alten Songs gesungen“, erzählt er. Heute ist der fast 64-Jährige mit seiner Musik-Welt gut ausgelastet. Dabei hat er zunächst Maschinenschlosser gelernt, wechselte nach der Lehre aber zur Buchbinderei. Dem ist Heiner Schäfer treu geblieben, bis die Firma dicht machte.

Jetzt ist er fast jeden Abend in Sachen Musik unterwegs, und die Auftritte sind längst sein Alltag geworden: „Das hält jung, denn die meisten meiner Band-Mitglieder sind doch jünger als ich.“ Ob die Ehefrau das mitmacht? Heiner Schäfer lacht: „Aber natürlich. Wir singen auch beide im Gospel-Chor ‚ProClaim’ — und sie ist oft dabei, wenn ich auftrete.“