Schlagart-Ensemble: Trommeln für die Profi-Karriere

Jugendliche haben schlagkräftige Argumente für ihre Leidenschaft: Sie gewinnen einen Wettbewerb am anderen.

Wuppertal. Sollen es die roten Schlegel sein, die weißen oder doch lieber die blauen? Alle unterscheiden sich in Kern und Umwicklung, die einen klingen breiter, die anderen spitzer. "Das ist ein ständiges Suchen und Entdecken", sagt Uwe Fischer-Rosier. Er ist Herr über ein breites Instrumentarium.

Haben andere Musiker ein Instrument, das sie üben müssen, so wechseln Schlagzeuger zwischen Pauke, Marimbaphon, Röhrenglocken, Triangel, Xylophon und vielen anderen. Um seinen Schülern die ganze Bandbreite nahe zu bringen und sie vor allem auch im Zusammenspiel zu schulen, gründete Fischer-Rosier 1995 das Wuppertaler Schlagart-Ensemble. "Für die Schüler ist das Zusammenspiel eine Motivation, ein elementarer Bereich des Musizierens", betont der Lehrer der Bergischen Musikschule.

Sechs Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren gehören zum festen Kern des Ensembles, drei weitere spielen regelmäßig mit. Dazu kommt Matthias Goebel, ebenfalls Lehrer an der Bergischen Musikschule, als Co-Dirigent. Auf der 2004 erschienen CD "eins" zeigt das Schlagart-Ensemble seine hohe Qualität: Die Schüler, die alle schon viele Jahre Unterricht haben, spielen auch komplexe Rhythmen ungeheuer exakt, mit nuancierten dynamischen Abstufungen und vielfältigen Klangfarben.

So entstehen raffinierte Klanggebilde - moderne, sphärische ebenso wie Adaptionen etwa von barocken Werken. Derzeit ist nun eine zweite CD, diesmal nur zeitgenössische Originalbesetzungen, in Arbeit. Sie soll Stücke von Steve Reich, John Cage, Ney Rosauro und anderen vereinigen und Anfang 2009 erscheinen.

Mit Komponisten arbeitet das Ensemble immer wieder eng zusammen, hat Werke von Lutz-Werner Hesse, Michael Jüllich und bald auch John Cage uraufgeführt und mit Stockhausens "Tierkreis" bei Jugend musiziert überzeugt. Bei diesem Wettbewerb haben die engagierten Schüler von Fischer-Rosier schon oft gewonnen: "Ich zähle gar nicht mehr mit", sagt er. Und: "Die Instrumente haben ihre Eigenarten - die ticken selbst."

Am 22. November steht wieder eine Uraufführung an: "Über das Hin und Her" heißt das Werk des Improvisationskünstlers und Komponisten Christoph Reiserer für Sprecherin, Schlagzeugensemble und Akkordeonorchester. Aufgeführt wird es um 17 Uhr im großen Saal des Kolkmannhauses, Hofaue.

Und zur Not schafft es das Schlagart-Ensemble sogar, gleichzeitig bei drei verschiedenen Konzerten in kleineren Besetzungen mitzuwirken. Das größte Problem ist dann die Logistik: Stundenlang dauert - je nach Größe des Einsatzes - das Verladen der Instrumente. Für Solokonzerte muss extra ein Transporter angemietet werden. "So ein Auftritt ist auch Entertainment fürs Auge. Das ist ähnlich wie eine Choreografie", nennt Fischer-Rosier einen wichtigen Aspekt. 10 bis 15 Konzerte gibt das Ensemble pro Jahr, dazu kommen Projekte etwa mit der Kurrende oder anderen Chören.

Die intensive Beschäftigung mit dem Instrument weckt in den Schülern den Wunsch nach einer Profi-Laufbahn. Alle überlegen, nach der Schule Musik zu studieren. Schließlich sind aus dem Ensemble schon einige erfolgreiche Solo- und Orchestermusiker hervorgegangen.