Neujahrskonzert Operetten-Charme in der Stadthalle
Wuppertal · Sinfonieorchester brachte beim Neujahrskonzert Werke von Jacques Offenbach zu Gehör.
In diesem Jahr wird wohl weltweit sehr viel Musik von Jacques Offenbach gespielt. Denn ein runder Geburtstag kann gefeiert werden: Am 20. Juni vor 200 Jahren erblickte er in Köln das Licht der Welt. Wuppertal ist wohl die erste Stadt, die ihm in diesem Jubiläumsjahr eine Veranstaltung nur mit seinen Werken widmete. Voll besetzt war der Große Saal der Stadthalle, als die Wuppertaler Oper und das Sinfonieorchester Wuppertal zum traditionellen städtischen Neujahrskonzert eingeladen hatten.
Der deutsch-jüdische Kantor Isaac Eberst war Offenbachs Vater. Er änderte seinen Nachnamen aufgrund seiner Abstammung aus Offenbach am Main. Er taufte sein siebtes von zehn Kindern auf den Vornamen Jakob. Bereits während seines Studiums in Paris, das er abbrach, nannte sich der spätere französische Staatsbürger und Ritter der Ehrenlegion Jacques.
Obwohl landauf, landab am ersten Tag eines neuen Jahres viele Walzer und Polkas etwa von der Wiener Strauss-Dynastie gespielt werden, bietet aber auch das Oeuvre dieses Komponisten delikate eingängige musikalische Kost. Und die kam beim Publikum unheimlich gut an. Umfangreich war sein musikalisches Schaffen. Unter anderem schrieb er, der auch ein ausgezeichneter Cellist war, über 100 Operetten.
Groß war also die Auswahl, aus der geschöpft wurde. Es gab Ausschnitte aus den Operetten „La Vie parisienne“ (Pariser Leben), „Un Mari à la Porte“ (Ein Ehemann vor der Türe), „La belle Hélène“ (Die schöne Helena), „La Périchole“ (Die Straßensängerin), „Le Voyage dans la Lune“ (Die Reise zum Mond), „Les Contes d’Hoffmann“ (Hoffmanns Erzählungen), „Die Großherzogin von Gerolstein“, „Orpheus in der Unterwelt“ und „Les Brigands“ (Die Banditen) sowie dem Ballett „Le Papillon“ (Der Schmetterling). Offenbachsche Operettenseligkeit erschallte also im weiten Rund.
Julia Jones moderierte das Programm unterhaltsam
Diese Musik hat nichts mit der „Wiener Operette“ zu tun. Sie ist dramatisch, schlanker, teils karikierend, satirisch-vieldeutig, dennoch schwungvoll. Diese Stilistiken wurden unter dem engagierten und aufmerksamen Dirigat von Generalmusikdirektorin Julia Jones, die dazu zwischendurch unterhaltsam das Programm anmoderierte, klar zum Ausdruck gebracht.
Vortrefflich, fest zupackend, fein austariert, temperamentvoll spielten die städtischen Sinfoniker auf, womit sie das Publikum in ihren Bann zogen. Traumhaft schön gestaltete außerdem der erste Konzertmeister Yusuke Hayashi das große Geigensolo im „Pas de Deux“ aus dem Schmetterling.
Dieser hohen Qualität standen Mitglieder der hiesigen Oper in nichts nach. Sopranistin Ralitsa Ralinova, Iris Marie Sojer (Mezzosopran) und Tenor Sangmin Jeon brillierten solistisch und im Duett mit ihren tragfähigen, wohl ausgewogenen, in allen Registern beweglichen und in der Höhe lockeren Stimmen. Auch der glänzend von Markus Baisch einstudierte Opernchor der Wuppertaler Bühnen ließ stimmgewaltig keine Wünsche offen. Es war gut, dass dieser Kammerchor - 23 Sänger waren präsent - vorne an der Rampe stand. Denn wäre er wie üblich hinter dem Orchester aufgetreten, hätte man ihn aufgrund seiner geringen Größe akustisch kaum wahrgenommen. Trotzdem bekamen die Zuhörer der hinteren Stuhlreihen nicht alles von seinen Gesängen mit.
Der begeisterte Zwischenapplaus sprach für sich. Doch nach dem finalen populären Höllen-Cancan (Originaltitel „Galop infernal“) aus „Orpheus in der Unterwelt“, der als zweite Zugabe schmissig wiederholt wurde, hielt es keinen mehr auf den Sitzen. Manche Tanzbeine wurden geschwungen, viele Bravorufen blieben nicht aus.