Tänzer genießen das „Vollmond“-Fieber

Jubel im Opernhaus: Die Gäste ließen sich von der Dynamik auf der Bühne anstecken.

Wuppertal. Es war fast wie bei einem Rockkonzert: Als der ekstatische „Vollmond“-Taumel auf der Bühne vorbei war, ging die Energie nahtlos ins Publikum über.

Grelle begeisterte Pfiffe, stürmischer Applaus und Zuschauer, die es nicht mehr auf den Sitzen hielt: Es grenzt an ein Wunder, dass die Opernhaus-Mauern am Dienstagabend nicht ebenfalls im Taumeln — gar Wanken — gerieten. Stattdessen machte sich auf den nass geschwitzten Gesichtern der zwölf Tänzerinnen und Tänzer eine Mischung aus Erleichterung, Stolz und Freude breit — umso mehr, je öfter sie zurück auf die Bühne gerufen wurden.

Das Tanztheater Wuppertal ist zwar an allseitigen Jubel gewöhnt. Aber was sich bei der Wiederaufnahme des „Vollmond“-Stücks im ausverkauften Opernhaus abspielte, toppte das ohnehin hohe Begeisterungsmaß der eingeschworenen Fangemeinde — so war die Euphorie deutlich größer als bei der Vorstellung der Neueinstudierung („Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört“) vor rund zwei Wochen.

Das mag in allererster Linie daran liegen, dass „Vollmond“ zu jenen Pina-Bausch-Stücken zählt, in denen das heitere Augenzwinkern die trübe Melancholie dominiert — und in denen es mehr Szenen mit als ohne Tanz gibt. Sieben Jahre nach der Uraufführung kommt der Abend immer noch genauso leicht(füßig) wie dynamisch daher.

Viel Wasser und viel Bewegung gibt es, darunter kraftvolle Einzel- wie Ensembleszenen, aber auch leise poetisch-bezaubernde Momente, die als virtuose Verschnaufpausen wohldosiert verteilt sind und Tänzern wie Zuschauern reichlich Gelegenheit zum Schmunzeln und Durchatmen bieten. „Wasser kocht bei 100 Grad — Milch immer dann, wenn man sich umdreht“, erklärt beispielsweise Nazareth Panadero mit gewohnt schelmischem Blick.

Auch das Wetter spielte am Dienstag passenderweise mit: Der Regen vor der Tür wirkte wie ein negativer Kontrast, wie ein realer Vorgeschmack und damit wie eine authentische Einstimmung auf die fröhlichen Wasserspiele, die im effektvollen Bühnenregen folgen sollten. Am Ende hielt sich das Wetter sogar an die Choreografie: Als das Wasser auf der Bühne aufgebracht war und die beseelten Gäste beschwingt das Opernhaus verließen, hatte auch der echte Regen aufgehört.