"Tatort"-Mediziner Joe Bausch blickt hinter Gefängnismauern
„Tatort“-Mediziner präsentiert sein Buch „Knast“ im Polizeipräsidium.
Wuppertal. Damit Gerichtsmediziner Joseph Roth im Kölner „Tatort“ den Kommissaren Ballauf und Schenk zur Seite stehen kann, muss der Leitende Regierungsmedizinaldirektor Joe Bausch Urlaub nehmen und Überstunden verrechnen lassen. Denn Joe Bausch ist nicht nur Schauspieler, sondern auch seit 1986 Anstaltsarzt in der JVA Werl. Nun sind aber Krimis eine Sache, das wirkliche Leben eine andere. „Für die meisten Menschen ist der Knast eine Black Box“, sagt Bausch. Und er hat ein Buch geschrieben, „Knast“, über diese abgeschlossene Welt und die Menschen, die in ihr leben.
„Ich möchte die Menschen mitnehmen hinter die hohen Mauern“, sagt Bausch. In der Reihe „Tatort Präsidium“ im Polizeipräsidium an der Friedrich-Engels-Allee folgten ihm 200 Menschen in den Mikrokosmos JVA Werl mit rund 870 Insassen aus 47 Nationen. Diese verbüßen dort Haftstrafen ab zwei Jahren aufwärts: Mörder, Bankräuber, Betrüger, organisiertes Verbrechen. „Da läuft die Zeit anders“, sagt Bausch. „Etwa von Besuch zu Besuch, von Brief zu Brief.“
Sieben bis neun Quadratmeter ist eine Einzelzelle groß, die Wege führen alle vor verschlossene Türen. „Ich habe mal einem Beamten einen Zähler in die Hand gedrückt, wie oft er in einer Schicht eine Tür schließt - 848 kam da raus.“ Dann der „typische Knastgeruch, diese Mischung aus Bohnerwachs, Essen und Schweiß.“ Es ist eine Welt, in der Reibereien programmiert sind und Gewalt jederzeit möglich ist.
Um bei der Arbeit im Knast nicht zum Zyniker zu werden, muss man auf solidem Grund stehen. Bausch: „Ich habe ein humanistisch-christliches Menschenbild. Damit bin ich damals gekommen, und das hat sich nicht geändert. Und überhaupt: Ich bin Arzt.“
“ Das Buch: Joe Bausch: Knast. Ullstein, 284 Seiten, ISBN 978-3-548-37490-1, 9,99 Euro.