Turbulente Komödie: Ein Dieb gefährdet den Seitensprung
Das Leo Theater zeigt „Mittagspause“.
Wuppertal. Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, nichts mehr zu verlieren zu haben. So besang Janis Joplin kurz vor ihrem Drogentod 1970 ein Lebensgefühl. Auch Franz (Thorsten Hamer) könnte in dieses Lied einstimmen.
Denn als ihm Ehefrau Barbara (Ilka Schäfer) auf die Schliche kommt, wie er mit Mimi (Silke Newig) seine Mittagspause verbringt, sieht es für ihn so aus, als sollte er alles verlieren - dafür jedoch seine Freiheit zurück zu bekommen. Als "turbulente Komödie in drei Tritten" untertitelt, feierte der Zweiakter "Mittagspause" im Leo Theater Premiere.
Wie bei Aufführungen in diesem Zimmertheater gewohnt, war auf der mit minimalistischen Mitteln ausstaffierten Schaubühne Hausherr Hamer, der sich auch für die Inszenierung verantwortlich zeichnete, der Dreh- und Angelpunkt des Stücks.
Sein Franz ist einer jener Philister, die sprichwörtlich Wasser predigen und Wein saufen, also die heilige Ehe loben, bei sich selbst allerdings nichts gegen einen Schritt abseits des Weges haben. Weil er sich aber immer weltmeisterlich selbst im Wege steht, hat er zunächst doch nicht die Courage, Mimi - mit drei Kindern und einem eifersüchtigen Mann mehr geplagt als gesegnet - zu verführen.
Dabei hat er sie genau deswegen ins Stundenhotel gelotst. Doch dann geht es plötzlich erstmal nicht mehr um den Seitensprung. Denn ein schmieriger Dieb (Ralf Hausotte) klaut nicht bloß sämtliche Wertgegenstände, sondern auch die Garderobe der beiden. Nun müssen sie es ertragen, und damit auch die Zuschauer, in Unterwäsche Irrungen und Wirrungen in diesem Dilemma zu überstehen.
"Mittagspause" stellt sich zu oft in den Dienst der Konvention, was bloß teilweise amüsant, oft dagegen schlicht langweilig ist, weil es aus der Klamottenkiste stammt. Sie ist in schwarze Spitze gehüllt, die sie - pfui! - im Sexshop gekauft hat. Er trägt über den ausufernden Hüften knallbunte Boxershorts und dazu ein Feinripp-Unterhemd.
Und selbstverständlich Socken. Noch schöner wäre es gewesen, wenn die guten Ideen im Stück, wovon es einige gibt, wie zur Ehe im Allgemeinen und dem ewigen, heiligen Bund im Besonderen, gelebter Phantasien und dem Suchen und Finden wahrer Freundschaft, vertieft worden wären. Doch zur Belohnung für ein engagiertes Premierenspiel über 105 Minuten gab es zum Finale zart perlenden Applaus.