Von der Cholera dahingerafft
Rudolf Ritter war ein junger, aber schon bekannter Maler aus Cronenberg. Vor 100 Jahren ist er im Krieg gestorben.
Wuppertal. Rudolf Ritter übte sich im schlanken Jugendstil kunstreligiöser Prägung ebenso wie in naturalistischen Abbildern bergischer Bauernhöfe. Er hat detailreiche Naturstudien hinterlassen, sich aber auch an die Farbwirbel des Expressionismus herangetastet.
1881 in Cronenberg geboren, war er ein vielversprechender Maler. 1914 ließ er sich vom vaterländischen Hurrageschrei zu Beginn des Ersten Weltkriegs täuschen, meldete sich freiwillig und starb mit nur 34 Jahren ein Jahr später.
Ritters zeichnerisches Talent offenbarte sich bereits in der Schule, also lernte er Bautechniker. Doch der Drang zur Malerei war stärker, er fand Gönner, die ihm eine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule sowie Unterricht bei Malern wie Max Bernuth (Elberfeld), Ludwig Schmid-Reutte (Karlsruhe) und Franz von Stuck (München) erlaubten, ebenso eine Studienreise nach Italien.
Zunächst eiferte er einem monumentalen, streng gebundenen Stil in der Art von Hans von Marées nach. Er arbeitete aber auch in der stilistischen Nähe von Zeitgenossen wie Ferdinand Hodler und Heinrich Vogeler.
Bei allem Ringen um den künstlerischen Ausdruck blieb der tiefreligiöse und von Rudolf Steiner beeindruckte Maler bodenständig. Seine Ansichten des alten Elberfeld wurden als Ansichtskarten verkauft, er gehörte auch zu den ersten Mitgliedern der Bergischen Kunstgenossenschaft.
Wie viele Kunstschaffende meldete sich Ritter im vaterländischen Überschwang zum Kriegsdienst, galt aber als nicht tauglich. Daraufhin ließ er sich erst als Kraftfahrer, dann als freiwilliger Krankenpfleger ausbilden und wurde an die Ostfront geschickt. Am 6. August 1915, so schreibt es ein Freund in einem Brief, habe er sich in Grubeschow (Polen) gemeldet, um im Seuchenlazarett Dienst zu tun. Bereits nach der ersten Nachtwache fühlte er sich nicht wohl, bald zeigten sich die ersten Anzeichen der Krankheit. Am 16. August 1915 ist er an der Cholera gestorben und in Polen begraben worden.
Im Kaiser-Wilhelm-Museum Elberfeld — wie das Haus von 1915 bis 1918 hieß — widmete man ihm und seinen Werken eine Gedächtnisausstellung. Das Von der Heydt-Museum hat heute eine Vielzahl von Ritter-Werken in seinem Bestand: knapp 20 Gemälde, 26 Zeichnungen und 120 Radierungen. Das Selbstbildnis etwa war ein Geschenk des Geheimrats Friedrich Bayer.
„Das Von der Heydt-Museum war schon immer nicht nur ein Ort für Künstler aus der großen weiten Welt, sondern hat durch vielerlei Schenkungen und frühe Ankäufe eine erstaunliche Menge heimischer Künstler“, sagt Direktor Gerhard Finckh. „Dazu gehört auch Rudolf Ritter, der leider im Ersten Weltkrieg früh zugrunde gegangen ist. Seine Anfänge gründen im Jugendstil. Es zeigt sich ein hoffnungsvolles Talent im Hinblick auf den Expressionismus, das leider nicht zur vollen Reife gelangen konnte.“