Kunst im öffentlichen Raum Warum in Wuppertal umwickelte Schaufensterpuppen stehen

Wuppertal · Dennis Josef Meseg hat 111 Schaufensterpuppen mit Flatterband umwickelt. Sie stellen die uniforme Gesellschaft zur Zeit der Corona-Krise dar. Die Puppen standen in Barmen und Elberfeld - einige fuhren sogar Schwebebahn.

Dennis Josef Meseg inmitten der umwickelten Schaufensterpuppen auf dem Berliner Platz.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Vom Berliner Reichstag auf unseren Berliner Platz, das passt doch“, findet Iris Colsman, Geschäftsführerin der Färberei. Zusammen mit Roland Brus, Künstlerischer Leiter der Mobilen Oase, hat sie den Künstler Dennis Josef Meseg mit seiner Installation „It is like it is“ nach Wuppertal geholt. 111 Schaufensterpuppen sorgen in Oberbarmen für erstaunte Passanten. Komplett verhüllt mit rotweißem Flatterband füllen sie, einzeln oder in kleinen Gruppen, den Berliner Platz. Kinderpuppen sind dabei und auch Hunde. Auf künstlerische Art und Weise möchte der Kunststudent seine Gedanken zur Coronakrise ausdrücken. Unterscheidbar nur noch durch die äußere Form, will er mit der Ummantelung der Figuren „die unüberwindbare Trennung, die das momentan eingeschränkte Leben und die Beschneidung der Grund- und Freiheitsrechte aller Menschen mit sich bringen“ dokumentieren. So wird die Installation zum Mahnmal. Dem Künstler ist die kontroverse Deutung durch die Passanten durchaus bewusst.

Der Auffassung der Beschränkungen entsprechend wird auch die Installation oft interpretiert. „Aber sie wird dadurch nicht ignoriert“, ist ihm wichtig. Fast allen Puppen fehlt ein Körperteil und die abgetrennten Gliedmaßen stehen symbolisch für die momentanen Einschnitte. In Zeiten von Corona, trifft das Virus unterschiedslos alle Menschen und Gesellschaftsgruppen und vereint sie in ihren Sorgen.

Mit seiner Installation will Meseg das Unfassbare fassbar machen. Noch vor ein paar Wochen Träger bunter Kleidung, symbolhaft für das sprühende Leben, stehen die Figuren nun einförmig nebeneinander. Eine vertraute Gemeinschaft wird aufgelöst in Individuen, alle separiert und doch voller Sehnsucht nach vertrauter Nähe.

Brus möchte mit der Aktion Öffentlichkeit herstellen und für die Themen Demokratie, Umwelt und Mitmenschlichkeit sensibilisieren. Und nicht zuletzt geht es auch darum, auf den hohen Stellenwert der Kunst in diesen Zeiten hinzuweisen.

Nach der Präsentation auf dem Berliner Platz konnten ein paar der Puppen in der Schwebebahn Platz nehmen. Die anderen Exemplare wurden per Auto auf den Laurentiusplatz gebracht, wo sie noch bis zum Abend zu sehen waren. Danach geht es weiter nach Bonn, Nürnberg und Stuttgart.