Engels 2020 Bergischer Geschichtsverein: Ein Sonderheft für Friedrich Engels
Die Aufsätze verschiedener Autoren befassen sich mit seiner Zeit in Wuppertal und der Forschung zu seiner Person.
Natürlich Engels. Auch der Bergische Geschichtsverein kommt im Jubiläumsjahr nicht an dem Barmer mit Weltruf vorbei. Und was liegt da näher, als das Jahresheft dem berühmtesten Sohn der Stadt zu widmen? Das ist nun als Sonderheft erschienen, mit Friedrich Engels auf dem Cover und auf gut 150 Seiten. Es gehe dabei nicht um seine weltpolitische Bedeutung, betont Uwe Eckardt, langjähriger Stadtarchivar Wuppertals und Herausgeber des Bandes, sondern „um seinen Bezug zu unserer Stadt“. Dass Engels auch für den BGV in diesem Jahr eine Hauptrolle spielen soll, sei schon lange die Idee gewesen, betont Maximilian Berkel vom Vorstand des Vereins.
Was Corona angeht, kam der BGV zumindest beim Thema Engels glimpflich davon. Die Tagung im März auf dem Heiligen Berg konnte noch planmäßig stattfinden, ehe die Corona-Auflagen verhängt wurden. Und auch das Sonderheft wurde termingerecht veröffentlicht, so Berkel. Gestrichen sind vorerst aber alle weiteren Veranstaltungen wie sonstige Stadtführungen oder Lesungen. Im September, so Stand jetzt, soll das Programm wieder aufgenommen werden.
Bis dahin sucht der traditionsreiche Verein – die Gründung erfolgte bereits 1863 – neue Wege, um seine Mitglieder und potenzielle neue zu erreichen. Bereits seit gut einem Dreivierteljahr ist der BGV, der wie viele Vereine um eine Verjüngung bemüht ist, bei Instagram zu finden. Und seit kurzem gibt es auch einen eigenen Youtube-Channel. Die Resonanz sei sehr gut, freut sich Berkel. Man wolle testen, wie möglicherweise auch andere Themen transportiert werden können. In Arbeit ist unter anderem ein virtueller Stadtspaziergang über den Arrenberg. Das erste Video dreht sich – um Engels und das Sonderheft.
Engels’ Ehrentag in
Wuppertal vor 50 Jahren
Dass der BGV und Engels eine nicht immer ganz einfache Beziehung hatten, stellt Eckardt bereits im Vorwort heraus. Bis 1924, als Fabrikantentochter Klara Wittenstein eine Dissertation vorlegte, die in der Zeitschrift des BGV publiziert wurde, fand Engels nämlich beim Verein praktisch gar nicht statt. Erst danach nahm man sich seiner an. Später war dies unter anderem der langjährige Vorsitzende Wolfgang Köllmann, der 1970 zum 150. Geburtstag einen Beitrag veröffentlichte.
Wie vor 50 Jahren Engels’ Ehrentag in Wuppertal gefeiert wurde, ist Thema eines Aufsatzes im Sonderheft. Beatrix Burghoff blickt zurück. Jürgen Reulecke befasst sich in seinem Beitrag mit der Wirtschaftsgeschichte im Wuppertal in Richtung Vormärz.
Eine Vorstellung, wie Engels seine Schulzeit erlebte, gibt Volkmar Wittmütz. Dabei, so Eckardt, geht es vor allem um eine Beschreibung der Schulen zur damaligen Zeit. Engels, der bekanntlich immer als berühmter Barmer bezeichnet wird, wechselte übrigens 1834 auf das Elberfelder Gymnasium (heute Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium).
Politikwissenschaftler Georg Fülberth, der im vergangenen mit dem Vortrag „Der Wohlklang der zweiten Geige – Friedrich Engels’ Beitrag zum Werk von Karl Marx“ für den BGV sozusagen die Jubiläumsfeierlichkeiten eröffnete, darf im Sonderband nicht fehlen. Er beschäftigt sich mit der Rekonstruktion verlorener Briefe von Engels an seine Familie – und förderte dabei einiges Neues zu Tage. „Das finde auch ich richtig spannend“, sagt Eckardt.
Wuppertals frisch verabschiedeter VHS-Leiter Detlef Vonde beteiligt sich mit dem Beitrag „Abrechnungen. Friedrich Engels und die Lesarten der ,gescheiterten’ Revolution von 1848/49“, während Heidi Hein-Kircher Engels’ Rolle in der Geschichtskultur und -politik Wuppertals vorstellt.
„Industriegeschichte privat“ ist der Beitrag von Thorsten Dette, Nachfolger von Eckardt im Stadtarchiv, und Wolfgang Lukas überschrieben. In ihm geht es um die Online-Edition der Korrespondenz der Familie Engels (1791-1858). Eckardt selbst schließt den ersten Teil des Sonderbandes mit einer umfangreichen Literaturliste zur Wuppertaler Engels-Forschung.
Wichtig war dem Herausgeber aber auch, dass sich Institutionen der Stadt, die sich um Engels’ Leben und Werk kümmern, in dem Sonderheft wiederfinden. So stellt Dirk Krüger das an der Gathe beheimatete Marx-Engels-Zentrum, Reinhard Grätz den Förderverein Historisches Zentrum und Harald Nowoczin die Kulturbrücke Wuppertal – Engels im zweiten Teil des Sonderheftes vor.