EM in Wuppertal: Rollhockey von Kopf bis Fuß
Kapitän Thomas Haupt präsentiert die Ausrüstung für eine rasante Sportart.
Wuppertal. Rollhockey ist eine der rasantesten und schnellsten Mannschaftssportarten. Vom 5. September bis zum 11. September werden in der Uni-Halle die besten Spieler Europas dem Hartgummiball bei der Europameisterschaft nachjagen. Grund genug, die Besonderheiten dieses Sports zu beleuchten und die Ausrüstung der Rollhockeyspieler am Beispiel des deutschen Mannschaftskapitäns Thomas Haupt vorzustellen.
England ist das Mutterland dieser anspruchsvollen Sportart, die von den Aktiven neben der erforderlichen Fitness, Athletik und Kondition auch rollschuhläuferisches Können, technische Fertigkeiten mit dem Schläger sowie taktisches Verständnis erfordert. Rollhockey ist absolut keine Sportart für zarte Gemüter, denn die Spieler dürfen hohen Einsatz und Körperkontakt nicht scheuen. Dennoch sind schwere Verletzungen im Rollhockey die großen Ausnahmen. Zu verdanken ist dies der Ausrüstung der Spieler.
Thomas Haupt, der es im Seniorenbereich seit 1997 auf mehr als 700Spiele im Verein und im Länderteam brachte, nennt den größten Kostenfaktor zuerst. "Die Schläger sind aus Holz und werden heute zumeist aus Spanien importiert. Sie kosten um die 80 Euro das Stück. Pro Saison braucht ein Spieler im Durchschnitt sieben bis acht Schläger."
"Unsere Rollschuhe", erläutert der Kapitän, " schlagen mit über 700 Euro zu Buche. Es gibt aber auch welche, die 1000 Euro kosten. Jeder Spieler braucht zusätzlich zwei bis drei Sätze der speziellen Kunststoffrollen, die in unterschiedlichen Härten angeboten werden. Die Härte richtet sich nach dem Bahnbelag. Während der Europameisterschaft in der Uni-Halle benutzen wir deshalb andere Rollen als in der heimischen Henckels-Halle in Cronenberg." Die Schuhe machen die Rollhockey-Cracks übrigens rund sieben Zentimeter größer. Thomas Haupt bringt es auf Rollen auf ein stattliches Stockmaß von 1,92m. Körperlich sehr große Spieler sind im Rollhockey allerdings in der Unterzahl, da die Wendigkeit und Beweglichkeit eine große Rolle spielen.
Zur Standardausrüstung zählen weiter spezielle Handschuhe, Ellbogenschützer, Knieschoner sowie der unerlässliche "Tiefschutz", der Körpertreffer unterhalb der Gürtellinie entschärft. Marco Bernadowitz feuert die Bälle mit bis zu 133 Stundenkilometern ab und verfügt damit im deutschen Team über den härtesten Schuss. Unbedingt erforderlich sind zum Schutz vor dem 155 Gramm schweren Hartgummiball spezielle Schienbeinschützer. Es gibt speziell angepasste, die nach einem Gipsabdruck der Beine angefertigt werden.
Rechnet man alles zusammen, kostet die Standardausrüstung eines ambitionierten Rollhockey-Cracks um die 2000 Euro, Ersatzkäufe während einer Saison nicht eingerechnet. Für die Europameisterschaft wird das deutsche Team von einem Sponsor, der portugiesischen Firma TVD, von Kopf bis Fuß ausgestattet.
Der Kopf ist das "anfälligste" Körperteil. Eine Saison lang wurde in Italien der Einsatz von Helmen getestet, aber die Härte nahm zu und üble Fouls häuften sich. Thomas Haupt zum Beispiel trägt seit der Weltmeisterschaft 2005 stets einen Mundschutz. "Bei der WM in den USA habe ich im Spiel gegen Chile einen Schuss abbekommen und damals beinahe zwei Zähne eingebüßt. Und nach dem unabsichtlichen Stockschlag eines Gegenspielers gingen die Zähne zwei Jahre später dann leider doch noch verloren."
Grundsätzlich sind Schüsse über 1,50m Höhe verboten. "Dass ein oder zwei Platzwunden mit einigen Stichen genäht werden müssen, wird in der kommenden Woche nicht ausbleiben", glaubt der 31-jährige Cronenberger, der bis zur Weltmeisterschaft 2011 in Argentinien weitermachen will. Die Treffer an Oberkörper, Armen und Beinen dagegen zählen zum Tagesgeschäft. "Die schmerzen nur im ersten Moment", sagt Thomas Haupt lachend, "dann geht es weiter." Am Sonntag um 20 Uhr wird Haupt beim Eröffnungsspiel gegen England keinen Gedanken an mögliche Gefahren verschwenden. Das Ziel der deutschen Mannschaft ist die Bronzemedaille. Und da ist ein Sieg gegen das Mutterland des Rollhockeys fast schon Pflicht.