Schwimm-DM: Poewe knackt Europarekord
Zweite Bayer-Schwimmerin in Rekordzeit für die Olympischen Spiele qualifiziert.
Wuppertal.Nach dem Anschlag starrte Sarah Poewe von der SG Bayer zunächst sekundenlang auf die Anzeigetafel, als könnte sie es nicht glauben. Dann riss sie die Fäuste in die Höhe, sprang förmlich aus dem Becken direkt in die Arme ihres Trainers Henning Lambertz, der sie gar nicht mehr loslassen wollte.
Gerade hatte die 25-jährige bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin über 100m Brust den Titel in neuer Europarekordzeit von 1:07,10 Minuten geholt. Gleichzeitig qualifizierte sie sich nach Daniela Samulski als zweite Wuppertalerin für die Olympischen Spiele in Peking.
"Das ist eine absolute Hammerzeit. Heute morgen dachte ich, wenn ich an meinen deutschen Rekord von 1:07,48 Minuten ranschwimmen kann, wäre das schon super. Ich bin total überrascht, denn noch vor zwei Jahren ging bei mir gar nichts mehr", sagte Poewe.
Die alte Europarekordmarke, die in 1:07,27Minuten gemeinsam von Emma Igelström (Schweden)und Anna Khlistunowa (Ukraine)gehalten wurde, verbesserte sie um 17 Hundertstelsekunden.
"Ich habe schon heute morgen nach dem Vorlauf gewusst, dass sie im Finale eine Klassezeit schwimmen wird. Nach dem Anschlag habe ich aber erst nach geraumer Zeit realisiert, dass sie Europarekord geschwommen ist", sagte ein völlig überraschter Henning Lambertz.
Ihm schreibt Poewe großen Anteil an ihrer zurückgefundenen Stärke zu. Von Lambertz fühlt sie sich in Wuppertal vorbildlich betreut und motiviert. Nach den Spielen in Peking will Poewe in die USA zurückkehren und ihr Studium beenden. Eine weitere Chance hat sie nun morgen über 200m Brust.
Bis Dienstag muss sich Steffen Driesen noch gedulden, bis er weiß, ob er das Ticket für Peking in Empfang nehmen kann. Dann sucht er über 200m Rücken seine letzte Chance auf eine Olympiaqualifikation. Der erste Versuch über 100m Rücken am Samstag misslang.
Aber nicht, weil der Uerdinger als Dritter in 54,98sec. schlecht geschwommen wäre, sondern weil die beiden Erstplatzierten Helge Meeuw (Frankfurt) und Thomas Rupprath (Rostock) an diesem Tag über sich hinauswuchsen. Meeuw schwamm als Titelgewinner einen neuen Europarekord von 53,10 Sekunden und auch Thomas Rupprath als Zweiter schwamm mit 54,16 eine Weltklassezeit.
"Ich habe mein Bestes gegeben, aber die beiden waren heute einfach schneller. So ist das nun einmal beim Schwimmen", sagte Driesen. "Er hätte vielleicht etwas schneller sein können, aber als er zum Schluss sah, dass er nicht mehr an die Führenden herankommen konnte, war es egal, ob er mit 54,2 Sekunden oder mit 54,9 Dritter wird", sagte auch ein keineswegs enttäuschter Trainer Lambertz.
Mit einer wahren Energieleistung hatte sich Samulski am Freitag das Olympiaticket mit deutschem Rekord über 100m Schmetterling gesichert, doch an den beiden folgenden Tagen musste sie der Krankheit Tribut zollen. Im Finale über 100m Rücken, wo sie bis 20 Meter vor dem Ziel noch klar auf Titelkurs lag, baute sie ab und wurde in 1:01,37Min. Dritte.
Samulski schwamm zwar eine neue persönliche Bestzeit, aber gesundheitlich topfit wäre sie ihrem zweiten Einzelstart in Peking sicher näher gekommen. Noch deutlicher machte sich der Kräfteverlust gestern über 200m Freistil bemerkbar. Samulskis Ziel war Platz vier, um für Peking einen Staffel-Platz sicher zu haben.
Das misslang. Auf den letzten 50Metern hatte sie nichts mehr zuzusetzen und schlug in 2:02,11Min. auf Platz fünf an.