Manche Wuppertaler hören Nachtigallen

Tatsächlich singen in Wohngebieten meist Amseln — von Vögeln in der Stadt.

Manche Wuppertaler hören Nachtigallen
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Wuppertal. Wie passen sich Vögel an das Stadtleben in Wuppertal an? „Weder starke Einbrüche noch explosionsartige Vermehrungen sind zu verzeichnen“, äußert sich Rainer Mönig, Ornithologe und Vogelexperte. Betrachte man beispielsweise die Offenlandarten wie die Feldlerche oder die Wachtel, ließe sich allerdings feststellen, dass diese Arten durch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung „unter die Räder gekommen sind“, so Mönig. „Sie haben keine Nahrungsgrundlage mehr.“ Dem Wanderfalken sei es jedoch gut gelungen, sich in den Nisthilfen an den Schornsteinen des Kraftwerks am Clef einzunisten, erklärt Mönig. Anfang Juni konnte die Brut ausfliegen. Auch der Schwarzstorch habe sich im Osten der Stadt an den Talsperren eingerichtet und gebrütet.

„Auch wenn einige Wuppertaler sich öfter bei uns melden, dass sie eine Nachtigall gehört haben, liegt dort eine Verwechslung mit Singdrosseln oder Amseln vor. Das Bergische Land und die gegebenen Umstände sind für diese Vogelart leider nicht geeignet.“ Dafür seien die Amseln durchgängig hier zu finden, freut sich Mörig über den sicheren Bestand. „Sie sind sehr flexibel.“

Der Hausrotschwanz sei ebenfalls über das ganze Stadtgebiet verteilt, „in der Penthouse-Ebene ist er vor Katzen sicher“, erklärt Mörig sein konstantes Vorkommen. Was allerdings schade sei: „Die Meisen sind fortgeblieben, aber wir gehen davon aus, dass sie sich wieder regenerieren.“

Jörg Liesendahl, Vorstandsmitglied der BUND-Kreisgruppe Wuppertal, betont vor allem die Abhängigkeit der Populationen von äußeren Umständen. Die Kleinvogelarten, zu denen auch die Feldlerche gehört, seien insbesondere durch die Windenergieanlagen bedroht. „Es scheint jedoch ein gesellschaftlich akzeptiertes Risiko zu sein, dass diese Vögel erschlagen werden.“

Ein weiterer wichtiger Faktor: die Nahrungssituation. „Singvögel, die sich zum Beispiel von Insekten ernähren, haben Probleme, da es durch die Veränderung der Landwirtschaft immer weniger Insekten gibt“, so Liesendahl. Körnerfresser, die sonst ihre Nahrung in den Beifrüchten auf den Feldern gefunden hätten, seien ebenfalls betroffen. „Durch den Einsatz von Pestiziden werden diese Beifrüchte größtenteils vernichtet.“ Aber Liesendahl hat auch Positives zu vermelden: „Seit ein paar Jahren sind vermehrt Hausspatzen in Elberfeld und Barmen zu verzeichnen.“

Bei der Zählung der Gartenvögel im Frühjahr 2017 sei allerdings allgemeiner Konsens, dass es immer weniger Vögel in Wuppertal gebe. Das habe auch Auswirkungen auf das Vogelvorkommen in den Gärten. So äußerte sich Heinz Kowalski, stellvertretender Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland NRW. In Bezug auf die Meisen sagt er: „Viele Bruten sind in den vergangenen Saisons nicht hochgekommen.“ Arten, die relativ konstant in ihrem Vorkommen sind, seien „Rotkehlchen, Amseln und Spechte“, so Kowalski.

„Welche Vogelarten man bei sich begrüßen kann, liegt natürlich auch immer daran, wie vogelfreundlich man seinen Garten gestaltet“, weist Kowalski auf die Problematik hin, dass viele Gärten mit enorm vielen Steinen auf dem Boden gestaltet sind. Somit sei die Nahrungssuche im Boden für die Vögel erschwert.