Was das Gedächtnis alles kann
In der Reihe WZ Wissen ist Oliver Geisselhart am Mittwoch zu Gast und trainiert mit Humor die Gehirne der Gäste.
Wuppertal. Oliver Geisselhart ist einer der erfolgreichsten Gedächtnistrainer in Europa. Mit Witz, Charme und Esprit animiert er seine Zuhörer, ihren Kopf zu benutzen. Dies brachte ihm schon im Jahr 2000 und 2013 den Titel „Gedächtnistrainer des Jahres“ ein. Er wird von namhaften Firmen weltweit gebucht, hat schon Preise eingeheimst und war zu Gast in zahlreichen Fernsehsendungen.
Herr Geisselhart, ich erwische Sie gerade am Flughafen. Sind Sie sicher, dass in Ihrem Koffer alles drin ist? Oder haben Sie vielleicht doch etwas vergessen?
Oliver Geisselhart: Nein. Da bin ich pingelig und schaue dreimal, ob ich etwas vergessen habe. Auch das Packen geht bei mir mittlerweile ganz easy. Mir die Sachen zu merken, die ich mitnehmen muss, ist überhaupt kein Thema.
Klar. Sie sind ja Gedächtnistrainer. Wie kommt man auf diese Idee?
Geisselhart: Das war die Idee meines Onkels. Er war Gedächtnistrainer und hat mich mit zwölf Jahren zum ersten Mal zu einem seiner Seminare mitgenommen. Und weil es unterhaltsam war und es etwas gebracht hat, habe ich weitergemacht. Als ich 16 war, konnte mein Onkel einmal nicht und bat mich, das Seminar zu übernehmen. Da habe ich mit 16 mit viel Lampenfieber das Tagesseminar geführt und es ist gut gelaufen. Es hat allen viel Spaß gemacht. Dann habe ich die Schule fertiggemacht, studiert und zunächst als Verkäufer gearbeitet. Auch dabei habe ich viel gecoacht und gemerkt: Das ist mein Ding.
Sie haben eine Strategie, die „Geisselhart-Technik des Gedächtnistrainings“.
Geisselhart: Das ist die Strategie meines Onkels. In Grundzügen gab es diese schon bei den alten Griechen, die eine Memo-Technik für die freie Rede hatten. Diese hat mein Onkel etwas abgewandelt.
Wie funktioniert sie?
Geisselhart: Die Grundtechnik ist das Assoziieren, also das Denken und Verknüpfen in und von Bildern und das Zulassen der Gefühle, die dabei entstehen. Da dies die Sprache unseres Unterbewusstseins ist, werden diese Informationen wesentlich besser, länger, genauer und sicherer abgespeichert als nur durch einfaches Wiederholen. Ob Sie nun Kundennamen, Gesichter, Daten und Fakten zur Person abspeichern wollen, Telefon- und PIN-Nummern oder Argumente. Auch freie Reden sind mühelos machbar.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Geisselhart: Bei Namen stellen Sie sich Herrn Wolf zum Beispiel mit einem Wolf tanzend vor. Herr Kuwalsky fährt mit einer Kuh auf dem Wall Ski.
Da bietet sich Ihr Name aber auch für Assoziationen an.
Geisselhart: Ja, das ist immer der Mega-Abschluss, wenn ich mit einer Geißel vors Publikum trete und mich hart geißle. Das muss man sich einfach merken. Dann höre ich oft: „Dagegen kann ich mich gar nicht wehren.“ Das ist ja auch für Unternehmer durchaus wichtig, Assoziationen für den eigenen Namen zu finden. Ein Maler muss sich nicht nur Namen anderer merken können, sondern es müssen sich Kunden auch seinen Namen merken.
Ich habe ja immer Probleme, mir Nummern zu merken.
Geisselhart: Zahlen sind ja zunächst keine Bilder. Da müssen wir uns mit einem Trick behelfen. Ich benutze dafür Zahlensymbole. Das Symbol für Eins ist eine Kerze, Zwei ein Schwan, Drei ein Dreizack, Vier ein Kleeblatt, Fünf eine Hand und so weiter. Mit diesen Symbolen können Sie sich eine Geschichte überlegen. Sie werden auch feststellen, wie Ihre Kreativität rasant zunimmt. Denn die meisten Bilder oder Filmchen sind völlig absurd und lustig.
Für welches Alter eignet sich Ihre Technik? Auch schon für Kinder?
Geisselhart: Ja klar. Kinder haben eine riesige Fantasie und ein sehr gutes Vorstellungsvermögen. Es wäre sogar förderlich, schon im Vorschulalter damit zu beginnen. Schülern und Studenten kann es beim Lernen helfen. Und auch Ältere können damit ihr Gehirn trainieren.
Warum ist das wichtig?
Geisselhart: Heute benutzen wir ja viele digitale Helferlein. Trotzdem sollten wir auch unseren Kopf noch sinnvoll einsetzen — und nicht nur zum Haareschneiden. Das ist wie mit unseren Muskeln. Wenn wir immer nur das Auto und den Aufzug nehmen, werden unsere Beinmuskeln schlapp.
Bleibt mein Gehirn im Alter durch die Technik fitter?
Geisselhart: Eindeutig ja. Hier sind sich die Wissenschaftler einig. Durch das ständige Verbildern neuer Begriffe und das kreative Verknüpfen mit der Bedeutung wird das Gehirn sehr gut trainiert. Es bleibt oder wird flexibel und leistungsfähig. Mit dem Training kann man es auch dem Alzheimer schwerer machen, sich durchzusetzen.
Was erwartet die Zuhörer am Mittwoch in Wuppertal?
Geisselhart: Ein Feuerwerk der Unterhaltung (lacht). Wirklich. Es wird total unterhaltsam. Oft sagen mir Teilnehmer: ‚Ich habe mich schlapp gelacht und trotzdem noch etwas gelernt.’ Am Ende können die Teilnehmer in einer halben Stunde 50 Vokabeln behalten. Bei den Übungen merkt jeder sofort, was das eigene Gedächtnis eigentlich alles kann.