Auszeichnung Mehr als 300 Auszubildende erhalten Ernennungsurkunde in Wuppertaler Justizvollzugsschule

Wuppertal · Die Aufgaben der Mitarbeiter unterscheiden sich deutlich davon, wie sie in Film und Fernsehen dargestellt werden.

NRW-Justizminister Benjamin Limbach (2. v. r.) gehörte zu den Gästen der Absolventenfeier in der Justizvollzugsschule NRW. In seiner Rede betonte er die Relevanz der Demokratie und des Rechtsstaates.

Foto: Andreas Fischer

Das Klischee eines Mitarbeiters aus dem Justizvollzug besteht darin, Angeklagte in Handschellen dem Richter vorzuführen, sie nach dem Urteil in ihre Zellen zu bringen, regelmäßig zu kontrollieren und Türen abzuschließen. Während diese Ansicht in Justizdramen vielleicht hält, ist die Realität eine andere.

Das hat auch Sozialpädagogin Svenja Römermann festgestellt, deren Geschichte Teil der neuen Ausstellung „Wir sind die Justiz.NRW“ ist. Die großformatigen Fotografien sind seit Freitag in der Justizvollzugsschule NRW in Ronsdorf zu sehen. „Früher dachte ich, Justiz wäre nur Knast. Nun weiß ich: Es geht um viel mehr. Es geht um Menschen“, so Römermann. 13 Mitarbeiter der Justiz erzählen in der Ausstellung ihren Weg in die Branche und verraten, „warum sie gerne Stimme, Gesicht und Herz ihrer Behörde sind“, heißt es in der Ankündigung. Es seien Geschichten, „die mit Stolz erzählt werden und zeigen, dass wir eine Stütze der Demokratie sind“, sagte Christina Hagemann, Leiterin der Justizvollzugsschule, in ihrer Begrüßung.

Diese Mitarbeiter erhalten nun 338 neue Kolleginnen und Kollegen. Ihnen wurde am Freitag auf dem Gelände der Justizvollzugsschule die Ernennungsurkunde überreicht. Es handelt sich um den Ausbildungslehrgang 2022 bis 2024 für den allgemeinen Vollzugsdienst, den Verwaltungsdienst, den Werkdienst, der Gefangene zur Arbeit anleitet und in handwerklichen Berufen ausbildet, sowie den Abschiebungshaftvollzugsdienst, der sich mit ausreisepflichtige Menschen befasst, die während des Abschiebungsprozesses inhaftiert sind.

Nina Hannmann von der JVA Ronsdorf gehört zu den zehn Jahrgangsbesten. Sie wird sich künftig für die in Ronsdorf inhaftierten Frauen kümmern. Die Zeit der Ausbildung sei sehr aufregend gewesen, „auch Fächer wie Psychologie und Sozialwissenschaften gehören dazu“, sagte sie. An ihrem Beruf reize sie besonders, „dass hier jeder Tag abseits von Routine ist“. Die gebürtige Duisburgerin ist nun offiziell Justizvollzugsobersekretärin.

Andreas Eleganczyk ist Ausbildungsleiter an der JVA Dortmund. „Man hat in diesem Beruf gesetzliche Vorschriften, aber gleichzeitig wird viel Empathie verlangt“, betonte er, „gerade wenn man sich mit der Drogenproblematik von Gefangenen oder Sprachschwierigkeiten befasst, die zunehmen“. Mitarbeiter wie Andreas Eleganczyk begleiten die Auszubildenden über den Zeitraum von zwei Jahren, die sich in insgesamt 15 Monate Praxis und neun Monate Theorie aufteilen. „Ich bin jetzt seit 37 Jahren in der Justiz tätig und arbeite gern mit jungen Menschen zusammen, zumal mich das selbst jung hält.“

Der Standortwechsel sei „ein Gewinn für Wuppertal“

NRW-Justizminister Benjamin Limbach gehörte zu den Gastrednern. Er war an der Planung des neuen Standortes beteiligt, der 2014 in Betrieb ging. „Die Justizvollzugsschule hierhin zu verlegen, hat viele Diskussionen und Rückschläge ausgelöst“, so Limbach. Allerdings, ergänzte Wuppertals Erster Bürgermeister Heiner Fragemann, sei der Standortwechsel nach über 30 Jahren auf der Hardt in Kooperation mit der Landesfinanzschule, nun „ein Gewinn für Wuppertal“.

Das Jubiläumsjahr des Grundgesetzes mache wieder deutlich, „dass wir nicht nur eine Demokratie brauchen und die Würde des Menschen unantastbar ist“, bekräftigte Benjamin Limbach, „sondern dass wir auch einen Rechtsstaat benötigen. „Wir nehmen immer die schützende Funktion wahr, dafür muss der Rechtsstaat aber auch streng sein, deshalb trägt die Justitia nicht nur eine Waage, sondern auch ein Schwert.“ Straftäter von heute seien die Nachbarn von morgen, deshalb sei die Wiedereingliederung ein wichtiger Teil des Prozesses. „Einsperren kann jeder, ins Gefängnis bringen und resozialisieren, dazu gehört deutlich mehr.“

Die Absolventen hätten gelernt, „mit Menschen in schwierigen Situationen umzugehen“, beglückwünschte Heiner Fragemann den Ausbildungslehrgang. „Sie werden ihnen helfen, wieder den richtigen Weg zu finden.“