Polizei und Stadt wollen das Thema Sicherheit für Fußgänger gezielt angehen. Mehr Schutz für Fußgänger
Ingenieurbüro ruft alle Wuppertaler dazu auf, die Gefahrenstellen im Internet zu melden.
Wuppertal. 205 Fußgänger sind im vergangenen Jahr im Straßenverkehr verunglückt, wurden zum Teil schwer verletzt, vier starben. Das sind zwar 39 verletzte Fußgänger weniger als 2014, aber immer noch zu viel. Polizei und Stadt wollen das Thema Sicherheit für Fußgänger und auch Radfahrer gezielt angehen. Hilfe bekommen sie vom Ingenieurbüro Bueffee: Die Inhaber Tanja und Jens Leven haben die Internetseite www.wegecheck.de entwickelt, auf der Bürger auf problematische Stellen hinweisen können.
Die Verkehrsexperten zählen auf das Alltagswissen der Wuppertaler. Wenn es an bestimmten Stellen häufig zwischen Autos kracht, bilden Stadt und Polizei eine Unfallkommission. Gemeinsam untersuchen sie, warum es zu Unfällen kommt und was man möglicherweise verändern kann. „Leider gibt es bei Fußgängern und Radfahrern nie diese klassische Häufung“, erklärt Jens Leven. Daher werde für sie nie eine Unfallkommission gebildet. Das Ingenieurbüro hat bereits mit Polizei und Studierenden der Uni bekannte gefährliche Stellen wie die Gathe untersucht.
Das reicht den Verkehrsexperten noch nicht: Jetzt sollen die Bürger über die Internetseite helfen, gefährliche Stellen zu identifizieren und zu entschärfen. So soll die Perspektive der Bürger in die Untersuchung eingehen. „Die kennen es besser“, sagt Jens Leven. Wuppertaler sollen aufzeigen, wo Ampeln oder Zebrastreifen fehlen, wo Fußgänger zu lange an einer Ampel warten müssen, wo kein Platz für Radler ist, welchen Zebrastreifen Autofahrer häufig missachten.
Wer mitmachen will, braucht nur auf einer Stadtkarte auf wegecheck.de die gefährliche Stelle zu markieren und das Problem kurz zu beschreiben. Wenn möglich, kann man auch ein Foto dazu machen und es hochladen. Die vollständig anonym Daten wollen die Verkehrsexperten anschließend auswerten. Gefragt sind Kinder, Erwachsene und Senioren. „Ganze Schulklassen oder Ausbildungsabteilungen können sich beteiligen, Kinder ihre Großeltern befragen“, erklärt Jens Leven. Auch Menschen mit Behinderung sind ausdrücklich zum Mitmachen aufgefordert.
„Das Verfahren ist brandneu“, sagt der Verkehrsexperte. „Es wurde von uns entwickelt.“ Das Büro hat schon viele Projekte zur Verkehrssicherheit besonders von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. „Wenn andere Kommunen das Verfahren im Nachhinein auch nutzen wollen, können wir es anpassen“, sagt Jens Leven.
Sind die gefährlichen Stellen identifiziert, geht es darum, Gegenmaßnahmen zu entwickeln. „Dann ist die Frage: Was kosten die Maßnahmen?“, weiß Jens Leven. Für diesen Schritt will das Büro ebenfalls ein ungewöhnliches Verfahren anwenden. „Wir schätzen, was die Maßnahme kosten würde, und rechnen die Unfallkosten dagegen.“ Darin sollen zum Beispiel auch das Leiden von Angehörigen und Freunden eingehen. Dann könnten sie der Stadt gezielt Maßnahmen und eine Gewichtung dieser Maßnahmen vorschlagen.
Bis zum Sommer will das Ingenieurbüro Einträge sammeln und sie dann auswerten. „Wir hoffen, dass wir im Herbst erste Ergebnisse übergeben können. Wann wir eine Gewichtung der Maßnahmen nennen, ist noch nicht klar“, kündigt der Verkehrsexperte an.