Unterhaltung Alexander Peiler vom Schauspielensemble Wuppertal spielt in einem weiteren Film mit
Wuppertal · Gedreht wird der Film von Aki T. Weisshaus. Er handelt von einem väterlichen Freund sowie schwierigen und einsamen Menschen.
Sie gehen an Grenzen, entziehen sich jeder Klassifizierung, erschaffen eine eigene Filmsprache. Ihr erster gemeinsamer Film „Somehow“ wird als „Untergrund-Juwel“ und „Manifest des unabhängigen Kinos“ (italienische Fachpresse) gefeiert und ausgezeichnet, ist mittlerweile auf Streamingplattformen zu sehen. Was zwangsläufig dazu führt, dass es weitergeht, weitergehen muss. Auf ihr Erstlingswerk folgt „Poseidons letzter Sommer“. Seit anderthalb Jahren ist das Filmteam, zu dem der Wuppertaler Schauspieler Alexander gehört, mit den Vorbereitungen beschäftigt. Auf demokratische, gleichberechtigte und antihierarchische Art, die allzu viele Festlegungen im Vorhinein ablehnt. Mitte Juli geht es auf große Reise zu einem zentralen Drehort.
„Somehow“ ist ein Film über das Leben eines Mannes (dargestellt von Alexander Peiler), der sich mit sich selbst, seinem Vater und seinem Sohn auseinandersetzt, um herauszufinden, was er an seinen Sohn weitergeben will und ob die eigenen Prägungen dies überhaupt erlauben. Im September 2022 konnte „Somehow“ Premiere als Eröffnungsakt des Filmfestivals in Turin feiern. Wurde dort als bester Film, für beste Regie und bester Schauspieler geehrt. Ging auf Festivaltour und wurde schließlich 2023 bei den Grenzland Filmtagen Selb gezeigt.
„Manifest des unabhängigen Kinos“ und „Untergrund-Juwel“
Seit Mai ist der 45-minütige Film auf Streaming-Plattformen abrufbar, auf Sooner, das europäisches Arthouse- und Indie-Kino bietet, und auf Amazon Prime. Auf diese Weise und durch die Auszeichnungen verdient der Film Geld – finanziert wurde er durch den Wuppertaler Unternehmer Jörg Heynckes und die Jackstädt-Stiftung. Ansonsten beschränkte man sich auf ein minimales Budget von 20 0000 Euro, nutzte die eigene Produktionsfirma in Köln, war mit reduziertem Equipment unterwegs und arbeiteten alle ohne Gage.
Die Resonanz auf „Somehow“ und seine spezielle Filmsprache, die authentisch, von Situation und Ort inspiriert im Moment entsteht, frei ist, führe nun dazu, dass es weitergeht, erklärt Josua Zehner, der gemeinsam mit Jonas Bomba Regie führen wird und mit diesem und Alexander Peiler das Drehbuch schreibt. Und wieder kümmert sich Jessica Jacobi um Social Media und Co-Produktion, stellt Co-Produzent Peiler einen Teil seines Lebens zur Verfügung, kehrt „mich und mein Inneres im Sinne des Filmes nach Außen“. Ein für ihn und die anderen strapaziöser, zehrender, herausfordernder und belohnender Prozess. „Von allen fließt Persönliches ein“, sagt Josua. Jessica steuert das analytische, psychologisierende Denken und eigene Erfahrungswerte bei, Josua und Jonas helfen Alexander, tiefer zu gehen.
Die Geschichte um einen Lehrer und seinen Schüler basiert auf einer außergewöhnlichen Freundschaft, die den Schüler Alexander Peiler mit seinem Lehrer Dietmar Hecht verband. Der Lehrer für Geschichte, Philosophie und Religion am Gymnasium St. Michael in Ahlen hatte den 17-Jährigen auf dem Schulhof angesprochen und nach seinem Befinden gefragt, was den damals in einer Krise steckenden jungen Mann sehr beeindruckte. Beginn einer freundschaftlichen, Vater-Sohn ähnlichen Verbindung, die von 2001 bis zum Tod Hechts 2016 dauerte, Reisen nach Serbien, Mazedonien, Kosovo, Israel, Polen, Amsterdam oder Tunis und damit verbundene Schul- und Theaterprojekte einschloss. Hecht, uneheliches Kind einer christlichen Mutter und eines jüdischen Vaters, der 1942 in Königsberg geboren war, hatte ein großes Anliegen: Die Verständigung der Menschen über Grenzen hinweg, speziell der Juden und Christen – 2009 wurde er dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Für Peiler eine neue Welt und Horizonterweiterung – nicht zuletzt durch die große Bibliothek seines Lehrers. Der Versuch einer körperlichen Annäherung dagegen blieb einmalig, betont Peiler.
Der Film soll die Geschichte transferieren, erklärt Josua den Produktionsansatz. Einfließen werden Erlebtes und der Nachlass, den Peiler erbte. Die Filmfigur Dietmar Hecht sei ein fürsorglicher Mentor und Mensch mit Gefühlen. Er zeichne sich durch interkulturelles Verständnis aus und trage einen inneren Kampf aus, mit sich und im Verhältnis zu seinem Schüler. Alle binnen eines Jahres entwickelten Szenen wurden gefiltert, aussortiert und neu zusammengesetzt. Gesetzt sind der Schulhof, die Fahrt mit dem Schiff von Palermo nach Tunis, dem essenziellen Ort, der alle Themen vereint. In einem Hotelzimmer wartet Hecht auf seinen Schüler und grübelt, fällt in Selbstzweifel, hinterfragt, was er getan hat. Auch vom Film-Ende gibt es eine Idee – nicht mehr und nicht weniger.
Der Gott des Meeres und das Thema Vergänglichkeit
Odyssee, Poseidon als Gott des Meeres und der letzte Sommer, der für Vergänglichkeit steht, drängen sich als Motive und Begriffe geradezu auf, erklären die Filmemacher den Titel. Inhaltlich geht es um zwei Bereiche, erklärt Zehner: die Welt des Jugendlichen Alexander Peiler sowie das Reisen und Verschwinden, Kulturen, Mythen und Religionen.
Im Moment läuft das Casting in Wuppertal, denn nur Alexander Peiler, der als 39-Jähriger in die Rolle seines Lehrers schlüpft, steht fest. Gesucht wird ein junger Alexander, außerdem gibt es noch ein paar Nebenrollen. Hecht sei Einzelkämpfer gewesen, und ein einsamer und durchaus schwieriger Mensch. Drehorte werden Wuppertal, Palermo, Tunis und das jüdische Zentrum Tunesiens in Djerba sein. Außerdem steht die Finanzierung noch nicht: Die Förderung bei der Medienstiftung NRW ist beantragt, auf lokale Partner wie bei „Somehow“ wird gehofft. Mitte Juli geht es zur Drehortbesichtigung nach Tunis, der Drehbeginn ist offen, Zehner rechnet mit zehn bis 14 Tagen insgesamt. Es ist geplant, wieder mit OneTakes (filmen ohne Unterbrechung) zu arbeiten, was weitere Takes aber nicht ausschließt, „damit wir der Natürlichkeit und der Situation möglichst nahekommen“, so Peiler.
„Das wird spannend. Ich freue mich, alldem zu begegnen: Die Psychologie des Lehrers zu finden, auch das, was in mir ist. Er war ja mein väterlicher und bester Freund, der mich erst zum Schauspiel gebracht hat.“ Und Peiler zu seinem ersten Film „Jalla Baby“ verhalf.