BErgische Musikschule „Musik weckt immer positive Gefühle“

Das Angebot der Musikschule ist vielfältiger denn je — trotz knapper Kassen. Eins bleibt gleich: Ein Instrument zu lernen, braucht Zeit.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Wer ein Instrument lernen will, ist in der Bergischen Musikschule an der richtigen Adresse. Sie gehört zu den größten Musikschulen des Landes. Renate Schlomski, Leiterin, und Ursula Slawig, Pressesprecherin und Bezirksleiterin, sprechen über die Veränderungen in der Musikerziehung.

Ist das Bergische Land besonders musikalisch?

Renate Schlomski: Das Bergische Land hat eine große Gesangstradition, was man an der riesigen Chorszene sieht. Es gibt zwar derzeit Nachwuchsprobleme, aber wir gewinnen wieder künftige Sänger mit dem Projekt „Singpause“, bei dem Musikpädagogen in den Grundschulen mit den Kindern singen.

Ursula Slawig: Leider ist das Singen in den Familien verloren gegangen, Mütter singen weniger mit Kindern, zu Weihnachten wird eine CD aufgelegt. Aber durch Musicals und Wettbewerbe wie „The Voice of Germany“ ist Singen wieder cool geworden.

Was hat sich in der Musikerziehung verändert?

Schlomski: Wir sind heute viel breiter aufgestellt. Früher waren wir die Jugendmusikschule, heute wenden wir uns an jeden. Die jüngsten Schüler in der „Klangwiese“ sind 18 Monate, wir unterrichten auch in Demenzgruppen. Musik weckt immer positive Gefühle.

Slawig: Etwa ein Drittel unserer Schüler sind Kinder bis einschließlich Grundschulalter, ein Drittel geht in weiterführende Schulen bis zum Abitur, das restliche Drittel sind Erwachsene. Wir haben viele Ensembles mit Erwachsenen.

Wie arbeiten Ensembles?

Slawig: Manchmal tun sich Schüler aus Klassen zusammen, manchmal stellt ein Lehrer fest, dass Kinder miteinander harmonieren. Sie erhalten dann zusätzlichen Unterricht als Ensemble. Dabei entstehen oft Freundschaften fürs Leben.

Schlomski: Das Miteinander ist uns wichtig — gerade in Zeiten der Vereinsamung vor dem Computer.

Läuft Musikunterricht heute anders?

Schlomski: Heute gehen wir individueller auf die Schüler ein, arbeiten nicht einfach ein bestimmtes Programm ab. Wir fragen uns: Wie tickt das Kind? Was hört es? Wir versuchen, auf den Musikgeschmack einzugehen, lassen die Kinder mitentscheiden. Wir folgen zwar einem Weg, aber dieser Weg hat viele Abzweigungen.

Slawig: Viele Erwachsene erzählen, dass sie ein Instrument lernen mussten. Ich bin überzeugt, dass heute alle freiwillig und gern zu uns kommen.

Man sagt, dass Kinder heute nicht mehr so lange bei der Sache sind.

Slawig: Die Fluktuation in den Gruppen ist schon größer geworden. Manche sagen nach einem Schulprojekt ,Musik können wir’ und haken es ab.

Schlomski: Aber die, die sich entscheiden, ein Instrument zu lernen, die begleite ich in der Regel vom frühen Kindesalter bis zum Abitur. Generell ist aber Fokussieren schwieriger geworden. Es gibt so viele Felder, auf denen schneller Erfolg versprochen wird. Das geht aber nicht bei einem Instrument. Musikschüler müssen sich täglich allein motivieren. Bei uns lernt man lernen — das ist etwas fürs Leben.

Wie hat sich die Organisation der Musikschule verändert?

Schlomski: Wir gehen auch raus, in die Schulen. Nicht nur mit unseren Schulprojekten, sondern auch für Instrumentalunterricht. Das erspart den Kindern den Weg und senkt die Hemmschwelle. Wir treten an vielen Orten auf — von Schwebebahn bis Skulpturenpark — die Musikschule ist überall.