Neuer Auftritt für das alte Lieblingsstück
Mode: Designerin Susanne Schmidt zaubert aus älteren Teilen neue tragbare Textilien – und diesmal auf Dauer.
Wuppertal. Berühmte Modemacherinnen gibt es viele. Jil Sander, Miuccia Prada, Rei Kawakubo - ihre Kreationen sind ein Synonym für Chic und Exklusivität. Susanne Schmidt erweitert den Reigen auf eine sehr spezielle Art. Die diplomierte Modedesignerin aus Wuppertal designt nicht allein traumschöne Tages- und Abendbekleidung ebenso wie Brautkleider. Eine ihrer Spezialitäten ist die Umarbeitung hochwertiger Bekleidung.
"Jeder hat Lieblingsstücke im Schrank", weiß sie, dessen Schnitt nicht mehr en vogue ist, in das man nicht mehr hineinpasst, das partiell prima erhalten, aber beispielsweise an Ärmeln oder Bündchen Macken hat. Aus solchen Teilen zaubert die 39-Jährige Neues. Ein kurzes, ehemaliges Wollhemd findet sich in einem Abendkleid wieder, was mal ein Pulli war, wird zum Pullunder mit eleganten Bordüren-Stulpen, dessen Bündchen zu Taschen umgearbeitet ist. Die Bordüren fertigt die Wuppertalerin Frauke Kafka, die hochwertigen Stoffe kommen aus der Schweiz von Textildesignerin Anita Siering.
Das Spiel mit Weiten und Volumen nimmt Konturen bei einem aufwendig bestickten Wenderock an. Diese "vielfachen Tragemöglichkeiten", wie Susanne Schmidt es selbst nennt, sind typisch für ihre Mode. "Das sind zeitlose Dessins in zeitloser Verarbeitung." Sie versteht Mode nicht als Fiktion, sondern als tragbare Bekleidung, also "kreative Alltagsbekleidung".
Seit Sommer 2008 ist die zweifache Mutter selbstständig. Karriere hatte sie schon lange vorher gemacht. Nach ihrer Ausbildung zur Damenschneiderin bei Annemarie Sylvester wurde sie zum Studienabschluss in Trier mit dem "Designpreis der deutschen Textilwirtschaft für begabte Modedesigner" geehrt. Das war 1999. Anschließend zeichnete sie bei Falke verantwortlich für die Strickkollektion, arbeitete für Esprit und kreierte für Windsor.
Die Beratung der Präzisionsarbeiterin geht oft über Zeichnungen, hat sie bereits die passenden Stoffe in ihrem Atelier an der Kohlfurt, dauert es etwa 14 Tage, bis das gewünschte Modell gefertigt ist. "Es hängt auch von der Flexibilität der Kunden ab." Denn zwischen dem Gespräch und anziehbarem Textil liegen zwei bis drei Anproben. Dann aber hat man ein Stück fürs Leben - denn Susanne Schmidt geht es um Dauer. Und das unterscheidet sie ganz maßgeblich von ihren prominenten Kolleginnen.