Wohnen Neuer Mietspiegel: Es wird teurer
Die Stadt hat die jüngste Eigentümerbefragung jetzt abgeschlossen.
Voraussichtlich im September soll der neue Mietspiegel für Wuppertal erarbeitet sein und ab Dezember 2020 gelten. Schon jetzt ist klar, dass im Vergleich zur letzten Ausgabe von höheren Mieten auszugehen sein dürfte. So zumindest die Einschätzung der am Verfahren Beteiligten, zu denen neben der Stadt unter anderem auch Mieterbund sowie Haus- und Grundeigentümervereine gehören.
Wie groß der Unterschied am Ende sein wird, hängt auch vom Ergebnis der jüngsten Eigentümerbefragung ab, die laut Stadt aktuell abgeschlossen wurde. Dabei seien Angaben zu Größe, Baujahr, Ausstattung, Modernisierungen und der Miete von Wohnungen abgefragt worden. Für eine 50 bis 90 Quadratmeter große Wohnung reicht die Spanne des Wuppertaler Mietspiegels derzeit je nach Alter, Lage und Ausstattung von 4,45 Euro pro Quadratmeter als Untergrenze bis 8,14 Euro als Obergrenze.
Das sei „gerade so angemessen“, ist von Mietern zu hören, oder „viel zu niedrig“, wie private Vermieter im Tal fast unisono kritisieren. Geringen Mietzinsen stünden enorme Instandhaltungs- und Nebenkosten gegenüber: „Es reicht einfach nicht“, sagt beispielsweise Vermieterin Ilka Wember, die sich ähnlich wie Eigentümerin Jutta Heinrichs seit Jahren engagiert „und mit viel Herzblut“ um ihre Wohnungen und Mieter kümmert, wie sie sagt, sich aber von Politik und Gesellschaft alleingelassen fühlt: „Private Vermieter haben kaum eine Lobby.“ Der neue Mietspiegel sei da allenfalls ein Schritt in die richtige Richtung.
Studie bestätigt: Mieten
in Wuppertal sind sehr niedrig
„Grundsätzlich sind die Mieten in Wuppertal, gemessen an den umliegenden Städten sehr, sehr niedrig“, sagt Hermann Josef Richter, Vorsitzender von Haus und Grund Wuppertal und Umgebung. Das habe auch eine unlängst veröffentlichte Studie ergeben, nach der das Mieten in der Schwebebahnstadt günstiger sei, als Wohnraum zu kaufen. Richter reklamiert, dass es in Wuppertal immer noch rund 11 000 leerstehende Wohnungen gebe.
„Aufgrund der zu niedrigen Mieten verkaufen viele – insbesondere ältere Eigentümer – viel zu häufig ihr Mehrfamilienhaus“, sagt er. „Wir benötigen Mieten, die es ermöglichen, auch in den Erhalt der Liegenschaft zu investieren. Von einer Orientierung der Mietenentwicklung an der Steigerung der Lebenshaltungskosten sei man „noch meilenweit entfernt“.
Dass eine mögliche Erhöhung der Mieten zum Jahresende, wenn der neue Mietspiegel erscheinen soll, möglichst gering ausfällt und sie im Idealfall nicht betrifft, das erhoffen sich hingegen viele Mieter, die die Bergische Metropole gerade der günstigen Lebenshaltungskosten wegen zu schätzen wissen. Menschen wie Angelika Jöschen, die mit ihrer Wohnsituation in Wichlinghausen ganz zufrieden ist. „Zum Glück sind die Mieten hier nicht so hoch wie in den Nachbarstädten.“
Nicht wenige Wuppertaler leben zudem im Tal und arbeiten beispielsweise am Rhein. Jens Schulte gehört dazu. Der Wahl-Wuppertaler nimmt dafür gern das tägliche Pendeln in Kauf. Sollte seine Miete in Wuppertal aber deutlich höher werden, „würde ich mir schon überlegen, vielleicht doch umzuziehen“, sagt er.
Mieterhöhung kann nicht
grundlos ausgesprochen werden
In der Praxis regeln zwar auch im Tal Angebot und Nachfrage den Kurs und haben private Vermieter im vergangenen Jahr durchaus Mieten angepasst. Doch einfach so geht das nicht, wie Andreas Wiemann vom Mieterbund erklärt: „Eine Mieterhöhung kann nicht grundlos ausgesprochen werden – ohne Begründung keine Erhöhung.“ Und da sei der örtliche Mietspiegel die entscheidende Richtlinie. Auch der Mieterbund geht von einer moderaten Steigerung der Mieten aus. „Generell finde ich es wichtig, dass wir in Wuppertal einen qualifizierten Mietspiegel haben“, sagt Andreas Wiemann.
Der Mieterbund weist darauf hin, dass der Mietspiegel nicht bei Neuabschlüssen von Verträgen greife. Da gelte Angebot und Nachfrage.